Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Lena Teschlade ist angekommen

Besuch bei der Landtagsabgeordneten in Düsseldorf

Von Hubert Brand

Die Landtagsabgeordnete Lena Teschlade ist 34 Jahre alt und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Sie hatte im Sozialwesen gearbeitet und ist noch Geschäftsführerin der eva-gGmbH (eva steht für Ehrenfelder Verein für Arbeit und Qualifizierung). Die Sommerferien nutzte sie, um ihre Nachfolge zu regeln.

Vor gut drei Monaten wurde sie als Direktkandidatin für den Wahlkreis 16 Köln IV in den Landtag gewählt. Sie vertritt unter anderem den Stadtbezirk Chorweiler.

Ein guter Grund, Teschlade in ihrem neuen Arbeitsumfeld in Düsseldorf zu besuchen.

Hubert Brand (SB6): Wie waren die ersten Monate?

Lena Teschlade (T): Ja, tatsächlich nach der Wahl relativ ruhig sogar, weil doch relativ schnell klar war, dass wir uns zwar für mögliche Sondierungsgespräche bereithalten, aber es hat sich doch relativ schnell abgezeichnet, dass die Grünen und CDU sich da einig werden.

Und dann ist halt immer so, dass man natürlich erst mal abwarten muss. Man weiß noch nicht, wie die Ministerien zugeschnitten werden und dann kann man auch noch keine Ausschüsse bilden. Dann weiß man auch noch nicht, in welche Bereiche man kommt, deshalb war es sozusagen auf den Landtag bezogen, tatsächlich noch relativ ruhig. Ich habe noch ein paar Termine im Wahlkreis wahrgenommen und auch tatsächlich ein bisschen Urlaub gemacht und hier das Büro eingerichtet, Mitarbeiter eingestellt und alles, was so ansteht, aber eher so organisatorische Sachen.

SB6: Gab es schon Termine seit der Wahl?

T: Genau. Ich hatte schon Termine im Wahlkreis. Jetzt kommen auch schon die ersten Termine, die eher fachgebietspezifischer sind, weil jetzt auch meine Ausschüsse feststehen. Außerdem  kommen Einladungen zum Sommerempfang und so.

SB6: In welchen Ausschüssen sind Sie?

T: Ich habe bekommen den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales, den Wirtschaftsausschuss und ich bin im Arbeitskreis Rheinischen Revier, der dem Wirtschaftsausschuss angegliedert ist, also Strukturwandel im Rheinischen Revier. Das werden so Schwerpunkte sein.

SB6: Wie haben Sie sich organisiert?

T: Es wird so sein, dass ich einen Mitarbeiter habe, der vor allen Dingen Organisation im Wahlkreis macht und Kontakt hält zu den Vereinen und Termine ausmacht. Und wenn die Bürgervereine Anfragen haben, deshalb war es mir wichtig, dass wir da eine Person haben, die verbindet. Diese Aufgabe übernimmt Mattis Dieterich, der ist im Wahlkreis auch gut vernetzt.

In Düsseldorf im Büro ist ein Mitarbeiter, Melvin Klein, der macht die ganze wissenschaftliche Begleitung der Ausschüsse. Dann haben wir noch eine Kollegin in Düsseldorf. Wir sind ja nur vier Abgeordnete aus dem ganzen Bezirk Mittelrhein, das hat natürlich zur Folge, dass, wenn eine Anfrage aus Erftstadt oder so kommt, die keine SPD-Abgeordnete mehr haben, dann kümmern wir uns darum, die sogenannten weißen Wahlkreise.

Dann haben wir noch eine Kollegin eingestellt, die Termine, die auf Mittelrhein-Ebene reinkommen, betreut und unter uns aufteilt.

Eine Kollegin sitzt im Unterbezirk in Köln und ist für uns drei Kölner Abgeordnete zuständig, weil, wenn eine Anfrage aus Porz kommt, da haben wir eben keinen direkt gewählten Abgeordneten mehr, aber auch natürlich müssen auch diese Anfragen beantwortet werden. So sind wir erstmal organisiert.

SB6: Während andere Stadtbezirke in Köln boomen, hat der Stadtbezirk Chorweiler immer weniger Einwohner. Allgemein betrachtet, was meinen Sie, was die Gründe sind.

T: Ja. Ich glaube, wir haben politisch eine Riesen-Verantwortung, diesen Stadtbezirk auch nochmals attraktiver zu machen und zwar in vielerlei Hinsicht. Wenn wir über Chorweiler direkt sozusagen sprechen, bleibt es ja weiterhin das Thema, dass Chorweiler sein völlig ungerechtfertigtes negatives Image verlieren muss. Da sind alle mit für verantwortlich, aber der andere Aspekt ist natürlich auch: Da geht es um infrastrukturelle Fragen. Natürlich ist ein Stadtteil oder ein Stadtbezirk nicht so interessant, wenn ich keinen vernünftigen ÖPNV habe, wenn es keine Kneipe mehr gibt, wenn es kein Restaurant gibt, wenn es keine Apotheke gibt und ich glaube, es ist dann auch nochmal so eine Gesamtaufgabe, da muss auch infrastrukturell nochmal stärker darauf eingewirkt werden.

Ich kann auch verstehen, dass Leute sagen, sie ziehen eher Richtung Dormagen oder so, wo auch die Mieten nochmal ein bisschen günstiger sind, die Infrastruktur aber besser ist. Ich glaube, das ist auch eine Aufgabe für die Politik.

Schulentwicklung

SB6: Ich habe drei Themen herausgefiltert, die speziell im Stadtbezirk problematisch sind. Beginnend mit der Bildung: Was könnten Sie als Landtagsabgeordnete da pushen, damit die Situation besser wird?

T: Erst einmal muss man sagen: Es gibt ja im Stadtbezirk zwar auch viele Probleme, aber es gibt auch viele Schulen, die einen sehr guten Ruf haben und einen sehr guten Job machen. Das muss man erst mal so sehen. Das Lehrpersonal, was da ist und die Schulleitungen! Von den Grundschulen bis zu den weiterführenden Schulen haben wir eigentlich wahnsinnig viele gute Schulen in Chorweiler. Um nur ein Beispiel zu nennen: die Henry-Ford-Realschule – aber es gibt auch eine Reihe weitere richtig gute Schulen.

Aber es gibt auch diverse Schwierigkeiten, da muss man aber immer wissen, wer am Ende da verantwortlich ist? Weil unser Schul- und Bildungssystem an diversen Stellen auch schwierig ist.

Thema Amandusstraße: Ja, wenn festgelegt ist, dass eine Klasse nur aufrecht gehalten werden kann, wenn es mindestens fünfzehn Schüler*innen gibt. Irgendwo muss man eine Grenze ziehen. Was wir dann auch mit Unterstützung mit Robert Voigtsberger (red.: Schuldezernent) aber durchgesetzt haben, war, dass zumindestens der Transport nach Merkenich dann funktioniert und dass es einen Bus gibt, der da eingesetzt wird, damit die Schüler*innen zumindest morgens zur Schule kommen und dann auch mittags irgendwie wieder zurückkommen. Dass das die Eltern nicht unbedingt zufriedenstellt, die natürlich wollen, dass die Amandusstraße offen gehalten wird, kann ich nachvollziehen.

Aber ich glaube, dass man da wirklich alles versucht hat und getan hat, aber irgendwo gibt es da Auflagen, die kommen von der Bezirksregierung, die kommen vom Land, da kann ein Schuldezernent erst mal auch wenig machen. Und das muss man auch erst mal nochmal sehen, wer ist da eigentlich zuständig und wer kann eigentlich wofür Verantwortung tragen. Das jetzt mal so zum Thema Amandusstraße.

Wenn wir uns aber auf der anderen Seite angucken, die Grundschule am Lebensbaumweg in Heimersdorf, die jetzt das Thema haben, dass da die Container abgebaut werden, wo bisher die OGS drin ist, weil die in die ehemaligen Räumlichkeiten der Anna-Langohr-Schule einziehen müssen. Das ist ein Beispiel, da habe ich mich auch ziemlich reingehangen, dass man die Container auf dem Schulhof weiter nutzen kann. Das Thema ist ja: Die Anna-Langohr-Schule ist ausgezogen, weil die alten Räumlichkeiten höchst baufällig und sanierungsbedürftig sind. Jetzt soll die Grundschule Lebensbaumweg aber mit der OGS einziehen. Die Schule sagt, die Container sind aber viel, viel besser, da haben wir aber jetzt wieder das Problem, dafür ist die Gebäudewirtschaft zuständig, weil es um die Gebäude geht, da hat das Schuldezernat überhaupt nichts mit zu tun.

So gibt es noch so gewisse Dinge, da kommt im Norden eine Menge zusammen, was man sich definitiv nochmal angucken muss und daran arbeiten muss, aber es sind auch unterschiedliche Dezernate involviert.

SB6: Es gab während des ersten Lockdowns an der Ursula-Kuhr-Schule durchgehend Digital-Unterricht. Allgemein setzt die Politik, wie in den Medien zu hören ist, nur auf Präsenz-Unterricht, aber wäre es nicht sinnvoll, wenn es ein positives Beispiel gibt, wo es funktioniert hat, es im Köcher zu haben, um bei einer erneuten Notsituation darauf zurückgreifen zu können? Wie stehen Sie zum Thema Digitalunterricht?

T: Die Digitalisierung an Schulen ist ein Riesenproblem! Ich will mal ein Beispiel geben. Ich habe mich nämlich mit dem Schulleiter der Henry-Ford-Realschule unterhalten, der gerade relativ viele Flüchtlinge aus der Ukraine betreut. Der hat sich berechtigterweise sehr darüber gewundert, dass seine ukrainischen Schüler*innen alle noch eine ganze Zeitlang aus der Ukraine digital unterrichtet wurden. Sprich, die haben es selbst in einer Kriegssituation hingekriegt, dass die ihre Schüler*innen weiter betreut haben, weil die eben eine vernünftige digitale Ausstattungen hatten. Da hat der Schulleiter gesagt, da sind wir an vielen Stellen in Deutschland tatsächlich relativ weit entfernt und hat da auch die Frage gestellt: Wie kann das sein? Und das ist ja erst mal berechtigt.

Man hat versucht, in NRW mit dem Digital-Pakt Schule irgendwie weiter voranzukommen. Die Frage ist dann immer, warum kommt oft das Geld – gerade auch in Köln – nicht an? Und ich glaube nicht, dass das Thema immer ist, dass das Land oder der Bund gewisse Gelder nicht zur Verfügung stellen. Die Frage ist immer, wie schaffen wir es, dass das Geld auch wirklich in den Kommunen ankommt und dass das dann auch benutzt werden kann?

Da stehe ich bei der Stadt Köln vor einem Rätsel, warum das bei uns an vielen Stellen so viel schlechter geht als auch in vielen anderen Verwaltungen. Aber es nicht immer das reine Problem, dass sozusagen das Land die Möglichkeiten zur Verfügung stellt. Oft ist es auch, dass manchmal die Bürokratie zu groß ist – manchmal wird es einfach nicht gemacht. Wie gesagt, wo mir auch keiner erklären kann, warum es nicht gemacht wird.

Ja klar, die Digitalisierung von Schulen wird ein Thema und uns noch eine ganze Weile begleiten, weil der nächste Punkt ist ja: Selbst, wenn wir soweit sind, dass alle Schüler*innen Endgeräte haben, dann aber die Leitungen nicht haben, dass alle sich ins Internet einwählen und es dann daran scheitert, dann bin ich ja wieder keinen Schritt weiter. Das sind alles die Themen.

Aber die Stadt Köln hat auch tatsächlich einiges auf dem Weg gebracht, dass wir gerade in Zeiten von Corona bei einigen Schüler*innen die Probleme hatten, da reden wir über das Thema soziale Gerechtigkeit, wenn nicht die Schule oder die Stadt ein Endgerät stellt, dann können schlichtweg viele Familien sich diese nicht leisten. Und davon ist natürlich ein Stadtbezirk Chorweiler durchaus massiver betroffen als Lindenthal. Und dann muss man natürlich auch zu sehen, dass das Geld dann in die Stadtteile geht, die das brauchen – sprich Chorweiler, sprich Porz. Da müssen wir besser werden.

Nahversorgung

SB6: Nahversorgung? Sie gilt auch als ein Grund, warum Leute nicht in den Stadtbezirk ziehen, beim Blick auf den Aufwand, um sein täglich Brot zusammenzukriegen.

T: Stichwort Nahversorger. Wir haben es in Merkenich ja mehrfach angesprochen, beispielsweise, dass auf dem Gelände an der Causemannstraße ein Nahversorger kommt. Die Nahversorger sagen, dass sie da bauen würden, die würden alles mitbringen. Sie machen eine Frischetheke, dass frisches Fleisch gekauft werden kann. Sie würden Wohnungsbau darüber machen. Es scheitert immer wieder an unterschiedlichsten Sachen innerhalb der Verwaltung, warum dann gewisse Dinge nicht funktionieren. Aber da müssen wir natürlich daran bleiben.

Wir waren als SPD mit unserer Kümmerer-Tour in Merkenich. Wir sind immer wieder dran, Druck auszuüben und damit jetzt weitere Schritte passieren. Ich habe die Hoffnung da auch noch nicht aufgegeben, dass wir dort auch irgendwann auch erfolgreich sein werden.

Das ist das Thema Nahversorger, die brauchen alle, da kann man auch nochmals schneller Druck ausüben, aber was ich zu geben muss, sind Themen wie beispielsweise Sparkasse, dass da auch in manchen Stadtteilen die Situation ist, dass die Sparkasse sagt, hier lohnt sich keine Filiale mehr, weil 70 % haben Online-Banking und für 30 % die älter sind und noch in die Filiale gehen, lohnt sich das für uns nicht mehr.

Aus dem Blickwinkel der Betriebswirtschaft ist das in Teilen noch nachvollziehbar, dann müssen wir aber Konzepte aufbauen – mit Sparkassenbussen. Damit die Leute wissen, dann und dann, einmal in der Woche ist der Bus da, wenn ich meine Geldgeschäfte erledigen möchte, dann kann ich dahin gehen, weil dann gibt es für mich ein mobiles Angebot. So etwas müssen wir noch ausbauen.

Was ich aber tatsächlich auch nicht dumm finde: Warum soll eine Sparkasse aufrecht erhalten bleiben, wenn die Fläche eigentlich gar nicht genutzt wird?  Auf der Fläche ließe sich auch wieder Wohnraum schaffen oder irgendwie ein anderes Geschäft, was attraktiver ist.

Faktum ist, gerade für die ältere Bevölkerung und für Menschen, die nicht so mobil sind, dass sie trotzdem einmal die Woche ein Angebot haben, dass sie auch zur Sparkasse gehen können. Da wäre der Bus eine gute Lösung.

SB6: Es gibt in der Stadt Köln Konzepte, aber irgendwie scheinen die Zentren trotzdem nicht zu funktionieren. So ist in Worringen oder Seeberg viel Leerstand.

T: Ja es wie Sie sagen. Die Stadt versucht Konzepte, aber am Ende des Tages wird es auch schwierig; man kann die Leute auch nicht dazu verpflichten, dass da irgendwie was aufgemacht wird. Und da ist natürlich immer die Frage: Wie hoch ist die Nachfrage? Natürlich haben wir im ländlichen Raum noch deutlich mehr Leerstand, aber wir haben letztendlich die Verdrängung auch in den Innenstädten und überall, weil auch immer mehr Leute auf Onlinehandel und so weiter ausweichen.

Und es macht ja auch jetzt vor den kleinen Stadtzentren in eher ländlichen Regionen von Köln keinen Halt. Das müssen wir halt mal sehen, die sind davon nochmal stärker betroffen. Ja, ich meine andere Stadtteile wie Heimersdorf, die haben das Thema, dass die Dächer schöner gemacht werden sollen, aber dort funktioniert ja noch so ein Zentrum.

In anderen Stadtteilen gelingt es ja auch und man müsste einmal gucken, was die dort anders machen, dass das Angebot besser angenommen wird.

SB6: Vielleicht liegt es am Engagement vor Ort?

T: Die Geschäftsleute, die da sind sehr engagiert. Die Bürgervereine sind engagiert, aber die sind auch in anderen Stadtteilen engagiert, aber natürlich klar, das kann natürlich eine Rolle spielen, aber die Leute nehmen das Angebot auch an. Einer hält nicht sein Geschäft offen, wenn am Ende es nicht wirtschaftlich ist. Das macht man vielleicht eine gewisse Zeit, aber nicht auf Dauer. Die Geschäftsleute in Heimersdorf sind sehr umtriebig, muss man sagen.

Öffentlicher Personennahverkehr

SB6: Das letzte große Thema. Ich würde fast sagen, das Überthema des Stadtbezirks ist der Öffentliche Personennahverkehr. Von der Verwaltung ist kein Engagement zu sehen, wirklich etwas zu verändern. Es gibt zwar den Ausruf der Verkehrswende, aber man kann es den Leuten nicht verübeln, wenn es kein Angebot gibt, wenn sie weiterhin ihren eigenen PKW nutzen. Gibt es Möglichkeiten seitens des Landes, Druck ausüben? Zum Beispiel mit der Verteilung der Gelder?

T: Ja, Druck ist relativ, auch da muss man ein bisschen differenzieren, über welche Bereiche wir sprechen. Ich versuche es ein bisschen nacheinander – sozusagen – aufzudröseln. Wir haben im Norden natürlich ein Riesenthema, wie Umfahren der Chorweiler-Schleife – alle kennen es irgendwie. Man steht in Longerich und dann fahren sie einfach durch und halten nicht an. Das ist ein großes Thema, dass S-Bahnhöfe nicht angefahren werden, das ist dann wieder ein Thema, wo vor allen Dingen die Deutsche Bahn mit drinhängt, da hat es Initiativen sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene gegeben, da Druck auch mit dem Verkehrsverbund Rheinland auszuüben, bisher aber auch ohne Erfolg.  Wird auf jeden Fall ein Thema sein, dem ich mich noch mal widme, da noch mal zu gucken, ob es daran liegt, ob der Druck nicht groß genug ist oder mal irgendwie alle die Energie verloren haben, sich immer wieder damit auseinanderzusetzen. Oder ist es was, wo man tatsächlich nicht weiter kommt? Das wird etwas sein, wo ich mich noch einmal dahinterklemmen will, um noch einmal Druck auszuüben, denn das Umfahren der Chorweiler-Schleife, das ist nicht tragbar, das geht einfach nicht. Wenn man da steht und die halten einfach nicht an oder man landet an einen anderen Bahnhof als dem, wo man eigentlich hin will und man kann dann wieder zurückfahren.

Der nächste Bereich ist der Ausbau von Stadtbahnlinien, über die auch immer wieder gesprochen wird. Da gibt es durchaus unterschiedliche Konzepte, welche Linien Sinn machen und welche keinen Sinn machen. Ich bin zum Beispiel gar nicht dafür, dass wir bis Worringen das KVB-Netz ausweiten sollen. Da muss es vernünftige Konzepte mit Bussen geben, weil der ganze Bereich Worringer Bruch, da ist die Landschaft so schön, das sieht der Bürgerverein und andere so ähnlich, da brauchen wir Bus-Konzepte.

Dann müssen wir definitiv weiter darüber sprechen, das Thema Bedarfsbusse einzusetzen im Norden und da gibt es schon gute Konzepte, wenn wir in Richtung Dormagen gucken, die damit schon lange arbeiten, da muss sich eine Stadt Köln solche Sachen einmal angucken und es einfach mal ausprobieren. Auch wenn am Anfang festgestellt wird, dass die Leute es gar nicht gut annehmen, es ist ja nicht so, weil die Stadt Köln endlich reagiert hat und alle mit dem Bus fahren. Ja, natürlich braucht es eine Zeit, damit es die Leute annehmen. Und es wird erst einmal etwas mehr Geld kosten, bis die Leute landdeckend umsteigen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir sowas wie Bedarfsbusse benötigen und wir benötigen, dass man sich von der Haltestelle ein Taxi nehmen kann wie KVB Isi. Solche Konzepte sind total gut, aber wo gibt es KVB Isi – in Ehrenfeld im Modellversuch, was ja Schwachsinn ist. Ich will nun wirklich nicht von der Leyendecker Straße irgendwie, um meinetwegen fünf Straßen weiter nach Hause zu kommen, ein Auto zu rufen, das brauche ich in den ländlichen Gegend wie zum Beispiel von S-Bahnhof Chorweiler nach Worringen und das sind, glaube ich, so Konzepte, die man definitiv ausbauen und die man auch schneller umsetzen könnte. Ein Busnetz kann ich natürlich schneller als ein Stadtbahnsystem ausbauen.

Ein letzter Punkt bei der Stadtbahn, das wird ein großer Punkt, wenn Kreuzfeld gebaut wird. Es macht überhaupt keinen Sinn, wieder einen neuen Stadtteil zu bauen, der wieder nicht richtig angebunden ist, das wäre wirklich großer Quatsch. Und da muss man auch wirklich den Blick hinwenden, auch politisch mit Nachdruck dranbleiben, dass, bevor gebaut wird, die Bahnlinie da langfährt und es funktioniert.

SB6: Es gibt aktuell auch Probleme im Busbereich, so wurde nun auch die Buslinie 124 eingeschränkt und der Bus pendelt nur noch zwischen Merkenich und Gewerbegebiet. Wo die Leute hoffen können, dass auch die Linie 12 bis Merkenich fährt. Ein Hinweis, dass im Unternehmen falsch gehandelt wird?

T: Ob versäumt etwas wurde, dass kann ich tatsächlich jetzt im Detail noch nicht beurteilen, aber sehr offensichtlich hat irgendetwas nicht so gut funktioniert und was da jetzt dazu geführt hat, ob es Versäumnisse waren oder ob es Pläne waren, die am Ende nicht aufgegangen sind, ob Strategien nicht funktioniert haben, das muss man sich definitiv angucken, aber ich bin total bei Ihnen, es kann deshalb nicht sein, dass man dann einfach Buslinien einschränkt. Ich meine, ähnlich ist es dann auch, dass man dann einfach sagt, so ein Stadtteil wie Worringen, die waren dann jetzt mal tatsächlich wegen Krankheit ein ganzes Wochenende nicht erreichbar, da ist gar nichts gefahren. Es ist keine S-Bahn gefahren noch ist ein Bus gefahren, da ist einfach zwei – drei sogar – Tage lang rein gar nichts gefahren und geht natürlich nicht, ganze Stadtteile vom öffentlichen Personennahverkehr abzukapseln, weil man sagt, wir haben gerade mal keine Leute. Das sind zwar kommunale Themen, das sind natürlich Themen, die wir mit der KVB diskutieren müssen, um da Lösungsansätze zu finden, aber da kann man auch sicher sein, dass das etwas ist, was ich sehr eng begleiten werde, auch wenn es kein originäres Landesthema ist.

Aber das ist für mich ein soziales Thema. Denn man kann nicht komplette Stadtteile vom Bahnnetz ausschließen, ob es jetzt Bus ist oder es die KVB ist. Da muss man gut hingucken.

Wahlbeteiligung

SB6: Soweit die geplanten Themen, haben Sie noch etwas?

T: Eines unserer drängendsten Themen ist die Wahlbeteiligung in Chorweiler selber, was ich wirklich mit großer Sorge beobachte und wo ich am Ende alle Parteien in der absoluten Verantwortung sehe. Ich kann mich ja jetzt freuen, Chorweiler war ziemlich schnell klar. Dass ich den Stadtteil Chorweiler gewonnen habe, war auch nach gefühlten zehn Minuten klar, weil der Stadtteil so schnell ausgezählt ist. Und das ist Realität, da leben so viele Menschen und offensichtlich fühlen viele Menschen abgehangen, wo ich finde, da haben wir als Gesellschaft eine Verantwortung, aber auch ich als direkt gewählte Abgeordnete habe eine große Verantwortung und da bin ich im Gespräch mit Rolf Mützenich als Bundestagsabgeordnetem, weil man da wirklich gucken muss, welche Träger, welche Institutionen haben wir eigentlich in Chorweiler für politische Bildungsarbeit, aber wirklich auch, was müssen Instrumente sein, um die Leute abzuholen? So sehe ich einen großen Handlungsbedarf für uns.

Ich bin eine Anhängerin von „die Politik muss zum Menschen“. Ich habe viel Wahlkampf gemacht auf dem Pariser Platz, war tatsächlich mit vielen Leuten im Gespräch. Ich habe auch Von-Tür-zu-Tür-Wahlkämpfe gemacht, das ist auch schon schwierig. Da wollen viele auch dann nicht mit Politik reden, die wollen noch nicht einmal sagen, was sie stört, weil die Verdrossenheit schon so groß ist. Ja, aber ich denke, da müssen wir noch mehr Konzepte fahren, und immer mal wieder präsent sein, das heißt mit einem Stand oder so. Dass man das immer wieder macht, aber da fehlt mir die Lösung, da sind wir noch im Brainstorming im Team, wie man das in Zukunft umsetzt. Aber das wird sehr entscheidend werden.

Im ganzen Stadtbezirk wird immer – wie bereits erwähnt – das Thema Infrastruktur wichtig sein und auch wie wir das Vereinsleben dort aufrechterhalten können. Es sind die Schützenvereine, die sagen, dass ihnen der Nachwuchs fehlt oder auch die Karnevalsvereine. In Corona-Zeiten sind ihnen die Leute weggebrochen. Und gerade in den ländlichen Räumen ist Vereinsleben ganz wichtig. Die sind der Kitt für den sozialen Zusammenhalt in solchen Stadtteilen und deshalb ist es mir ein großes Anliegen, auf das Vereinsleben genau hinzugucken, was die brauchen. Es ist ein großes soziales Thema, denn die fangen die Leute ab. Wenn die uns wegbrechen, dann haben wir ein Problem.

Der Besuch fand am 9. August 2022 statt und damit auch der Stand der Informationen. Dank an Lena Teschlade für das Gespräch.

 

 

25. April 2024
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