Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Gedenken der Opfer und des Täters

Volle Kirche St. Cosmas und Damian

Von Hubert Brand

Das Attentat vom 11. Juni 1964 auf dem Schulgelände Volkhovener Straße 209 – 211 ist weiterhin tief im Bewusstsein der Betroffenen inklusive der Einsatzkräfte, der Bürger der Stadt und der Mitarbeitern der vier involvierten Kliniken verankert. Direkt Betroffene berichten, dass sie beim Betreten geschlossener Räume zunächst schauen, ob es einen Fluchtweg gibt. An besonderen Jahrestagen wie in diesem Jahr dem sechzigsten, kommen die Erinnerungen an die damaligen Ereignisse in besonderer Weise wieder hoch.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich zum 60. Jahrestag auf Dienstreise im Ausland befand, war damals sieben Jahre alt und erlebte den Tag als Schülerin in Köln. In einer Mitteilung der Stadt wird sie wie folgt zitiert: „Auch sechzig Jahre später erinnere ich mich noch genau an diesen furchtbaren Tag. Trauer und Anteilnahme, aber auch Unverständnis und Zorn waren in der ganzen Stadt zu spüren, und wir Kinder waren angsterfüllt. Das Geschehene bewegt mich noch heute und erscheint mir auch nach so vielen Jahren noch immer unbegreiflich. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen und ihren Angehörigen.“

In der voll besetzten Kirche St. Cosmas und Damain wurde am 9. Juni 2024 eine ökumenische Gedenkandacht unter der Leitung von Friederike Fischer von der evangelischen Hoffnungsgemeinde und Pfarrer Thomas Wolff als Vertreter der örtlichen römisch-katholischen Kirche, unterstützt von Kaplan Tomasz Wojciechowski und Pfarrvikar Pater Amaldas Belevendran, abgehalten. Die Andacht wurde gemeinsam mit Betroffenen geplant, worauf Wolff ausdrücklich hinwies.

Sechs Schüler*innen und zwei Lehrerinnen von der Ursula-Kuhr-Schule halfen bei der Lichtsymbolik. Dabei wurde für jedes der zehn Opfer eine Kerze mit dem Licht der Osterkerze entzündet. In Form einer musikalischen Meditation untermalte der Chorgesang des Kammerchores unter der Leitung von Matthias Haarmann mit der Unterstützung am Flügel von Markus Hinz die Andacht.

Michaela Groscholl und die Betroffene Ruth Pisa trugen Aussagen von Betroffenen vor; dem setzten Fischer und Wolff Bibelstellen gegenüber.

Es wurde nicht nur für die Betroffenen gebetet, sondern am Beichtstuhl auch für den Täter. Katholische Kirche sei der Ort, wo Schuld und Sünde auch benannt würden, so Wolff in seinen einleitenden Worten.

Vor der Gedenktafel, die zum 50. Jahrestag angebracht wurde, wurde der Betroffenen gedacht.

Anschließend wurden die Kerzen zur Grabstätte der acht Kinder auf dem benachbarten Friedhof getragen. Der Chor sang das französische „Vater Unser“.

 

Bürgermeister Ralf Heinen hielt eine Ansprache im Auftrag der Oberbürgermeisterin.

Er übermittelte Trauer von der Stadt Köln und das Andenken an die acht Kinder und die zwei Lehrerinnen, die vor sechzig Jahren ihr Leben lassen mussten.

Die Kinder hätten ihr Leben noch vor sich gehabt, so Heinen. Viele Klassenkameraden hätten ihre Freund*innen verloren.

Die Wunden seien bis heute in der Gemeinde geblieben.

Der Bürgermeister ergänzte, das Erlebte in Worten auszudrücken, das gemeinsame Beisammensein und die Erinnerung sei etwas sehr Wertvolles.

Er richtete einen Dank an die Gemeinde für die Organisation der Andacht.

Fischer rief anschließend zum Gebet auf. Auch wenn wir heute nicht verstehen könnten, was damals geschehen sei, so bleibe die Hoffnung, dass ihr Leben nun bei ihr guter Gott geborgen sei. Wolff rief im Anschluss zum Gebet für die beiden Lehrerinnen auf. Abschließend segnete der Pfarrvikar die Gräber mit Weihwasser.

Im Anschluss lud die Pfarrgemeinde zu einem Beisammensein ins Pfarrheim Weiler ein.


Impressionen

18. November 2025
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