Von Hubert Brand
Vor der ehemaligen Volksschule in Volkhoven wurde am 11. Juni 2025 an das Schulattentat von 1964 erinnert. Das Gedenken stand unter dem besonderen Eindruck der Tat im österreichischen Graz am Tag zuvor.
Stellvertretend für den Bürgerverein Volkhoven/Weiler begrüßte Rainer Kunkel die Anwesenden, darunter 24 Drittklässler der Anna-Langohr-Schule, die mit sieben Betreuer*innen anwesend waren und zwei fünfte Klassen der Ursula-Kuhr-Hauptschule, begleitet von insgesamt 32 Kindern, unterstützt von drei Schulbegleitern und vier Lehrkräften.
Er erklärte, was vor 61 Jahren an der Schule passierte, bei dem acht Schulkinder und zwei ihrer Lehrerinnen verstarben. Damals sei ein Mann mit Flammenwerfer eingedrungen – offenbar verwirrt, verfolgt, gestört, zivilisationsmäßig unreif und habe hier mit einem selbstgebauten Flammenwerfer Schüler*innen und Lehrerinnen getötet. Er meinte, damit Macht ausüben zu können, so Kunkel, und Gewalt ausüben zu können. Leider wüssten wir alle, dass Gewalt in unserer Gesellschaft immer mehr und auch aktuell ihre widerliche und schreckliche Rolle spiele, fuhr er fort. In der Politik versuche man, Gewalt gegen Gewalt einzusetzen. Dinge würden eskalieren, ganze Völker versuche man auszurotten. Im Alltag begegne man Gewalt und Bedrohungen auf vielfältige Weise. Man erlebe leider Respektlosigkeit und Aggression, zum Beispiel im Straßenverkehr, das wüssen viele zu beschreiben.
„Haben wir etwas gelernt aus diesem schrecklichen Attentat vor 61 Jahren?“, fragte Kunkel. „Wenn überhaupt, dann nur sehr wenig, aber meines Erachtens noch lange kein, Grund dieses schreckliche Ereignis in Vergessenheit geraten zu lassen. Auge um Auge, Zahn um Zahn kann unsere weitere Zukunft nicht bestimmen. Wir rennen mit offenen Augen in ein Chaos und in Kriege. Ihr, liebe Schüler*innen, seid unsere Zukunft, macht es besser als diejenigen, die Macht haben und meinen, Politik machen zu können. Wir wünschen uns Euch viel Glück dabei“, so Kunkel.
Die Schüler*innen der Anna-Langohr-Grundschule hatten bunte Tafeln gefertigt, darauf stand Frieden in unterschiedlichen Sprachen.
Die Ehefrau des damaligen 19-jährigen Feuerwehrmanns Wilfried Engel, Ursula Engel, erwähnte in ihrer Rede eine Begegnung in 2002 mit Jugendlichen und Kindern in Erfurt und wies darauf hin, dass es auch in Köln bereits so etwas gegeben habe. Die Kinder und Jugendlichen wussten davon nichts, da auch Deutschland damals noch zweigeteilt war. Sie bedauerte sehr, in was für einer Welt mit Vertreibungen und Bombardierung von Städten wir heute leben müssten. Sie wünscht sich, dass alle Menschen friedlich, freundlich und tolerant miteinander umgehen.
Ein Schüler der Ursula-Kuhr-Schule legte ein Gesteck unter der Gedenktafel an der Schule ab. Auch Kunkel folgte mit einem Gesteck des Bürgervereins.
Das Gedenken fand ohne die Beteiligung der Stadt statt, stattdessen wurde der Start des Stadtradelns beziehungsweise die Eröffnung der Kinderbibliothek gefeiert. Das Hauptzollamt präsentierte am Jahrestag einen LKW mit 45.000 illegal eingeführten e-Vapes. Die Stadt hatte noch nicht einmal ein Parkverbot vor der Schule eingerichtet, um einen würdigen Rahmen für das Gedenken zu präsentieren und so zogen die Anwesenden auf die Grünfläche.
Auch die Beteiligung der Politik war gering, lediglich Ratsherr Thomas Welter von der CDU und Ratskandidat Marc Kersten sowie Bezirksvertreter Wolfgang Kleinjans von den Grünen waren zur Schule gekommen.
Ratsherr Lars Wahlen ließ seine Abwesenheit wegen anderer Verpflichtungen entschuldigen und teilte in einem Statement mit:
„Die brutale Gewalt mit Flammenwerfer macht auch heute noch fassungslos. Das Herz unserer Stadt stand still an diesem Tag, vereint in Trauer, die bis heute anhält. Damals wie heute könnten wir mit besserer psychologischer und psychiatrischer Versorgung viele Attentäter auf einen anderen Weg bringen, unabhängig von der Herkunft. Auch daran mahnt dieser Jahrestag.“
Weder die amtierende Oberbürgermeisterin Henriette Reker noch irgendeiner der Kandidat*innen für den Oberbürgermeister*in-Posten war gekommen.