Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Reitwege im Kölner Norden

Kölner Stadtverwaltung schickt Pferde auf die Hauptstraße in Merkenich

Pressemeldung 4/2022 des Bürgervereins Merkenich e.V.

Ausgangslage

Die gesamte nördliche Rheinaue vom Heizkraftwerk Merkenich bis zum Worringer Hafen ist bereits seit ca. 30 Jahren als Naturschutzgebiet festgesetzt (NSG 1 und 4). Zum Schutz der Natur gibt es im Allgemeinen Einschränkungen für Besuchende. Wie der Bevölkerung des Nordens erst später bekannt wurde, ist mit der Fortschreibung des sogenannten Pflege- und Entwicklungsplanes für die Rheinaue aus dem Jahr 2014 die Erholungsnutzung noch weiter eingeschränkt worden.

Dafür gibt es zunehmenden Unmut in der Bevölkerung der Rheindörfer. InsbesondereAktuell im mit Freiflächen unterversorgten Ortsteil Merkenich, wo die Rheinaue die einzige Fläche darstellt, wo prinzipiell Erholungsnutzung möglich ist.

Aktuelle Situation

Die Stadtverwaltung hat vor einigen Monaten den seit Jahrzehnten bestehenden kleinen Reitrundweg im Fuhlig (das ist das Wäldchen unmittelbar nördlich des Heizkraftwerkes), anliegend am Reiterhof im Naturschutzgebiet in der Rheinaue mit der Anbringung von Reitverbotsschildern gesperrt. Dies hat zur Folge, dass vom Reiterhof aus nur noch auf einem schmalen und weitestgehend matschig und rutschigen, kaum bereitbaren Reitweg entlang des Reindamms ‘geritten‘ werden kann. Dieser Weg endet dann unvermittelt am Kasselberger Weg vor der Sperre durch die Baustelleneinrichtung an der Rheinbrücke.

Der Reiterhof

Im Stadtteil Merkenich am Anfang der Merkenicher Hauptstraße direkt am Rheindamm gelegen, befindet sich die Reitergemeinschaft und der Pferdebetrieb ‘Gut Ivenshof‘. Das ‘Gut Ivenshof‘ besteht seit etwa 200 Jahren. Der Pferdehof wird seit über 40 Jahren von Petra und Franz Faasen betrieben. Hier sind mehrere (Pferde)Vereine z.B. ‘Pänz & Pääds e.V.‘ seit Jahren beheimatet, welche sich insbesondere dem Tierschutz, dem Umweltschutz, den Senioren und der Kinder- und Jugendbetreuung widmen. Zurzeit leben etwa 40 Pferde auf der Anlage, wovon einige vor dem Schlachthof gerettet werden konnten. Etwa 40 Kinder besuchen den Reitstall regelmäßig und kümmern sich unter Anleitung um die Ponys und die anderen Pferde. Ausritte fanden/finden wenn möglich statt.

Was sagt die Politik?

Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung des Stadtbezirks Chorweiler hat mit einem Antrag zur Sitzung am 27. Januar 2022 die Stadtverwaltung beauftragt, die Nutzung des südlich der Autobahnbrücke gelegenen Reitrundweges übergangsweise wieder zu erlauben; dieses bis zum Abschluss der Baustelleneinrichtung und bis das der nördlich der Autobahnbrücke geplante neue Reitrundweg fertiggestellt ist. Denn so etwas ist auch in Naturschutzgebieten möglich, wenn man die Befristung sachlich rechtfertigt und die Kommune dies und die Jugendarbeit als Bürgerengagement anerkennt.

Die Stadtverwaltung hat jetzt mit einer Stellungnahme zu dem bereits beschlossenen Antrag (seltsamerweise in Form einer Beantwortung, DS-Nr. 2371/2022) für die Sitzung am 18. August 2022 und dem damit erteilten Auftrag lapidar festgestellt, dass noch nicht mal eine temporäre Öffnung möglich sei. Und somit für die Reiter*innen in Merkenich südlich der Autobahnbrücke bis zum Ende der Bauarbeiten das Nadelöhr der Baustellenampel an der Merkenicher Hauptstraße die einzige Möglichkeit bleiben wird, unter der Autobahnbrücke hindurch die Baustelle zu passieren.

Darüber ist die Empörung in Merkenich groß. Denn die Merkenicher Hauptstraße ist in diesem Abschnitt nur einspurig mit Ampelschaltung unter der Autobahnbrücke befahrbar. Es gibt nur einen Gehweg von geringer Breite. Hier treten immer wieder Konflikte auf; dazu gibt es zahlreiche Presseartikel. Die Schaltzeiten der Ampel sind kurz und die Ungeduld der Autofahrer und der anderen Verkehrsteilnehmer manchmal groß. Wenn nun auch Kinder auf Pferden jetzt auf dieser Straße unter diesen schwierigen Verkehrsbedingungen reiten müssen, ist das Risiko eines Unfalls mit Verletzung sehr hoch und nur eine Frage der Zeit.

Was muss jetzt geschehen?

Der Bürgerverein Merkenich fordert von der Verwaltung daher - und das gilt besonders in Zeiten wie diesen, wo von allen Menschen Flexibilität verlangt wird, ebenfalls flexibel zu sein. Selbst mit Wohlwollen ist es nicht einzusehen, dass noch nicht einmal temporär eine Möglichkeit für ein gefahrloses Reiten - insbesondere für Kinder - geschaffen wird.

Dies erstaunt umso mehr, als für den Bau der beiden neuen Rheinbrücken enorm große Einschränkungen des Naturschutzgebietes hingenommen wurden. Seit dem Beginn der Bauarbeiten sind Tausende Quadratmeter Naturschutzgebiet komplett gerodet und versiegelt worden. Lärm, Bodenverdichtung, Staub und Licht in der Nacht scheinen nicht zu stören - wohl aber Menschen auf Pferden. Wer soll das verstehen?.

Die Bezirksvertretung Chorweiler als Vertretung der Bürgerinnen und Bürger des Kölner Nordens ist aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger und sowie des Bürgervereins nun aufgefordert, zu ihrem ursprünglichen Antrag zu stehen und in ihrer August-Sitzung der Verwaltung entsprechende Aufträge mitzugeben.

Quelle: Bürgerverein Merkenich e.V.

08. Mai 2024
© 2024 Hubert Brand • Impressum