Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Obdachlosenasyl für Stadttauben

Bezirksvertretung lässt ein Taubenhaus prüfen

Von Hubert Brand

Schon seit langem ist den Bezirksvertreter*innen die Situation mit den Tauben am Einkaufszentrum und dem Bahnhof ein Dorn im Auge.

In der Stadt Köln hat das Modell der Taubendezimierung mittels Eiaustausch eine lange Tradition. Bereits zu Beginn der 90er-Jahre wurden drei Türme nach Augsburger Modell angeschafft. Hierbei verließ sich die Stadt auf eine Gruppe Freiwilliger, was aber nicht funktionierte und so wurden die Häuser wieder abgebaut.

Ein sogenanntes „Aachener Modell“ war Bestandteil des im Jahre 2004 neu aufgelegten Taubenkonzepts, aber auch das scheiterte daran, dass sich niemand in die Pflicht nehmen ließ, Taubenschläge dauerhaft und zuverlässig in eigener Zuständigkeit zu versorgen.

So erfolgte die Erkenntnis, dass die Errichtung von Taubenschlägen nur dann sinnvoll ist, wenn das Füttern von Tauben verboten ist, stringent durchgesetzt wird und auch das ausgestreute Futter entfernt wird. Mögliche Brutplätze und Aufenthaltsplätze müssen an Standorten in der Umgebung vergrämt werden.

Es muss einen festen Stamm von Personen geben, der sich mit dem Umgang mit Tauben auskennt sowie den möglichen Standort mit erkundet und betreut.

In der Sitzung der Bezirksvertretung Chorweiler (BV) am 29. September 2011 hatte die Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ eine Anfrage zum Taubenkonzept und der Anwendung in Chorweiler an die Verwaltung gerichtet.

Auch hier wurde auf die notwendige Betreuung der Taubenhäuser hingewiesen, des Weiteren seien die Bauwerksbesitzer für die Taubenabwehr zuständig. Ein Jahr später stellte die Fraktion denselben Fragenkatalog erneut und wurde auf die bereits erhaltene Antwort seitens der Stadtverwaltung verwiesen.

Im Mai 2016 machte die Fraktion einen erneuten Versuch für ein Taubenkonzept, nachdem sich die Problematik ausgeweitet hatte und verwies auf die Erfolge einer Abwehr am Kölner Dom. Das Konzept am Kölner Dom kannte die Verwaltung nicht, außer dass dort ein Falkner tätig ist.

Die Stadttaubenproblematik beschäftigte dann auch den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden im März 2019. Dabei ging es um ein Pilotprojekt mit der Errichtung eines betreuten Taubenschlages in der Innenstadt auf dem Hansaring (Mittelstreifen) auf der Höhe des Hansa-Gymnasiums.

Am 11. September 2019 hatte die Stadt Köln mit dem Bau des betreuten Taubenschlages begonnen. Im November wurde das Taubenhaus am Hansaring in Betrieb genommen. Es wird betreut vom Verein „Kölner Taubenhilfe e. V.“. Mit artgerechtem Futter und sogenannten Locktauben wurden die Tiere aus dem Haltestellenbereich weggelockt. Das Umweltschutzamt und Verbraucherschutzamt verfolgt mit dem Taubenhaus das Ziel, die Tauben dauerhaft am Taubenschlag zu halten und so den obdachlosen Tauben ein Zuhause zu geben. Die in den Brutkästen liegenden Taubeneier sollen durch Gips-Eier ersetzt werden, um so die Population nachhaltig einzudämmen.

Es wurde in Aussicht gestellt, zusätzliche geeignete Standorte zu suchen, um weitere Taubenhäuser zu errichten, wenn das zunächst auf eineinhalb bis zwei Jahre angesetzte Pilotprojekt erfolgreich ist.

In einer Stellungnahme an die BV Nippes stellte die Verwaltung auch Chorweiler als weiteren Standort vor.

Am 27. August 2020 antwortete die Verwaltung auf die Frage der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“, wann in Chorweiler ein Taubenhaus errichtet werde. In der Antwort verweist sie darauf, dass für eine erfolgreiche Umsetzung neben einer gesicherten Finanzierung auch bestimmte Rahmenbedingungen einzuhalten seien. Sie nennt als Beispiele einen geeigneten Standort und eine entsprechende Betreuung.

Auch sei es empfehlenswert, bei der Errichtung Aufklärung zu betreiben und die Bürger über den Sinn und Zweck des Taubenhauses und des Fütterungsverbotes zu informieren, schrieb die Verwaltung.

In den zitierten Anfragen wurde aber nie ein Taubenhaus beantragt, stattdessen hieß es in der Anfrage von Januar 2020 nur: „Auch in der BV Chorweiler haben wir schon mehrfach ein solches Taubenhaus gefordert.“

Auch jetzt wurde der Antrag der SPD-Fraktion betreffend der Errichtung eines Taubenschlags in einen Prüfantrag aufgeweicht. So wurde mehrheitlich gegen die Stimmen der AfD-Fraktion beschlossen: „Die Verwaltung wird aufgefordert, den Bau eines Taubenhauses an geeigneter Stelle bzw.  auf einem geeigneten Dach in Chorweiler Mitte zu prüfen.“

Am 22. April 2021 hat der Ausschuss Klima, Umwelt und Grün einstimmig beschlossen, das Kölner Stadttauben-Modell fortzuführen und mit weiteren Partner*innen weitere Standorte zu entwickeln. Auch Chorweiler wird als möglicher Standort erwähnt.

Das Taubencafé

Es gibt auch schon ein positives Beispiel in Chorweiler. So gab es auch die immer wiederkehrende Problematik mit brütenden Tauben auf den Balkonen beim Marie-Juchacz-Zentrum.

„Statt die Tiere zu vertreiben, was auf Dauer wenig Wirkung zeigt, haben wir uns ein Herz gefasst und ihnen ein dauerhaftes Zuhause geschaffen“, erklärt Einrichtungsleiter Philipp Esser.

Die Mitarbeiter der Haustechnik hätten das Taubenhaus gebaut, gestrichen und taubengerecht eingerichtet. So entstand das Schwedenhaus für Stadttauben im Innenhof und erhielt den Namen „Taubencafé“.

„Im Taubenhaus werden den Tieren artgerechte Nahrung, Brut- und Nistplätze bereitgestellt. Dadurch haben diese eine feste Anlaufstelle und müssen nicht in den Parkanlagen und auf den Balkonen unserer Bewohner*innen nach Essensresten suchen. Die Tauben verbringen viel Zeit in diesem Schlag, damit verbleibt auch ein Großteil des Kots im Taubenhaus und kann hygienisch entsorgt werden", so Esser.

Um auch hier die Population der Tauben auf einem gesunden Niveau zu halten, werden deren Gelege durch Wachseier ausgetauscht. Eine starke und unkontrollierte Vermehrung der Tiere wird dadurch nachhaltig und tierschutzkonform eingedämmt.

09. Mai 2024
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