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Ich bin der Enkel des Täters

Bürgerverein lud zum Empfang „Wie Wurringe noh Kölle kom“

Von Hubert Brand

Gefeiert wird die Eingemeindung der Bürgermeisterei Worringen nach Köln nicht, stattdessen gab es im Vereinshaus nun einen Empfang unter dem Motto „Wie Wurringe noh Kölle kom“. Der Bürgerverein lud mit der Beteiligung des Heimatarchivs ins Vereinshaus ein.

Der konkrete Anlass war, dass sich am 1. April 2022 der Stichtag der Eingemeindung zum hundertsten Mal jährte. Wegen der Pandemie wurde die Gedenkveranstaltung am Jahrestag auf den Kirmessamstag geschoben.

Es gab eine Videopremiere des Heimatarchivs, in der ein Gespräch zwischen dem Worringer Bürgermeister Josef Seul (Hans-Josef Heinz) und dem Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Paul Junker) amüsant persifliert wurde. Durch die Eingemeindung sollte der Worringer Bürgermeister auch keinen Schaden nehmen. Adenauer versprach ihm daher freies Wohnen, auch die Nebenkosten würden ihm erlassen und pro Jahr solle er zusätzlich 10.000 Mark oder einmalig 200.000 Mark erhalten. Die beiden wurden sich einig.

Der Bürgervereinsvorsitzende Kaspar Dick sagte in seiner Rede, dass die Worringer*innen noch keinen Frieden gefunden hätten. Dick machte deutlich, dass einige Versprechen aus den getroffenen Vereinbarungen nicht umgesetzt worden seien. Auch werde Köln erst dann auf den Kölner Norden aufmerksam, wenn es gelte, Lasten abzuschieben. Die Stadt Köln habe durch die Eingemeindung zusätzliche Gewerbeeinnahmen erhalten, insbesondere durch die chemische Industrie.

Diese eindringlichen Worte hinterließen auch bei Bürgermeister Dr. Ralf Heinen, der die Oberbürgermeisterin vertrat, Eindruck. In der Tat habe Worringen einiges vorzuweisen, so seien siebzig Vereine aktiv, außerdem habe Worringen einen eigenen Karneval und einen eigenen Rosenmontagszug.

Im 10. Jahrhundert wurde Worringen bereits urkundlich erwähnt, aber erst durch die Schlacht um Worringen 1288 wurde der Ort weltbekannt. Mit einem Zitat aus dem entsprechenden Lied der Bläck Fööss beendete Heinen seine Rede.

Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner stellte die Vorzüge des Stadtteils heraus, so sei er der erste Stadtteil in Köln, wenn der Besucher*in von Norden komme. Er freue sich, dass die Kirmes erhalten geblieben sei. Worringen hieße einmal Landreserve Köln. Wenn es gelte, etwas unterzubringen, würden sich alle Ratsmitglieder an den Kölner Norden erinnern. Von den Ratsmitgliedern war jedoch niemand gekommen und es gab keine Grußbotschaften.

Auch Konrad Adenauer war gekommen und wurde von Kassierer Detlef Friesenhahn, der auch die Veranstaltung moderierte, zum Gespräch gebeten. Adenauer stellte sich als der Enkel des „Täters“ vor. Er war vier Jahre alt, als sein Großvater Bundeskanzler wurde. Vier bis fünf Mal im Jahr hätten sie sich gesehen, ansonsten seien Briefe geschrieben worden. Sein Opa wollte Köln groß machen, weshalb die Eingemeindungen vorgenommen worden seien. Damals sei Köln die drittgrößte Stadt in Deutschland gewesen.

Der stellvertretende Bürgervereinsvorsitzende Paul-Reiner Weißenberg sprach nochmals detailliert die Themen an, an denen es zurzeit noch hapert.

Die sinfonischen Bläser des Ford-Sinfonieorchesters sorgten mit vier Sätzen aus der „Petite Symphonie“ von Charles Gounod mit eher getragenen Tönen für den musikalischen Beitrag.

09. Mai 2024
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