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Wie soll in Köln eine Verkehrswende gelingen?

Bevölkerung setzt auf Fahrrad und Pkw

Von Hubert Brand

Es ist schwer nachvollziehbar, wie in Köln eine Verkehrswende gelingen soll. Eine Säule für eine Verkehrswende stellt ein gut ausgebauter Öffentlicher Personalnahverkehr (ÖPNV) dar. Seit Jahren wünscht sich die Bezirksvertretung Chorweiler (BV) einen Ausbau des Angebots auch im Kölner Norden; stattdessen entfielen Fahrten wegen Personalausfalls und das gleichermaßen bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) und der S-Bahn.

In der ersten Sitzung 2023 wurde der BV mitgeteilt, dass die geplante Überarbeitung des Busnetzes im Stadtbezirk zum Fahrplanwechsel 2023 nicht stattfindet. Als Grund wird ein integriertes Verkehrsmodell genannt.

Dieses Verkehrsmodell erstellt die Verwaltung zurzeit in Zusammenarbeit mit der KVB. Darin enthalten sind Daten zum motorisierten Individualverkehr (MIV) sowie zum Radverkehr und ÖPNV, berichtet Stadtsprecher Robert Baumanns. Er ergänzt: „Zusätzlich sollen Daten aus dem Landesverkehrsmodell in das Modell eingearbeitet werden, um auch Verkehrsströme, die die Stadtgrenzen überschreiten, abbilden zu können. Diese Daten liegen noch nicht vor.“

Dagegen ist nicht verständlich, warum die Erweiterung im Stadtbezirk Porz zum Fahrplanwechsel 2022 ohne dieses Modell funktionieren konnte. Dort wurden Fahrgastzählungen der KVB sowie Mobilfunkdaten verwendet.

Die stagnierende Bevölkerung im Stadtbezirk Chorweiler reagiert auf das mäßige Angebot des ÖPNV und die mangelnde Zuverlässigkeit mit einem Wechsel auf einen eigenen PKW, was die Kfz-Zulassungszahlen eindeutig belegen. Im Zeitraum vom 31. Dezember 2005 bis 31. Dezember 2015 wurden fast fünftausend Kfz mehr zugelassen.

Auch Bruno Klais vom Bürgerverein Merkenich kann die Entwicklung per Augenscheinnahme bestätigen: „Ich habe den Eindruck, dass es auf den Straßen von Merkenich noch voller mit abgestelltem Blech wird. Und konkret bei einigen Nachbarn sehe ich mittlerweile den Drittwagen.“

Klais ergänzt: „Grundsätzlich sind die andauernden Ausfälle bei Bus und Bahn natürlich speziell hier im Kölner Norden ein Riesenproblem, weil man guten Gewissens niemandem mehr den Umstieg auf den ÖPNV empfehlen kann. Hinzu kommt, dass es bei uns weder CarSharing noch Isi oder eine KVB-Radstation gibt.“

In seiner Familie sei es allerdings so, dass alle drei (und auch die Kinder in Karlsruhe) mittlerweile ein Faltrad besäßen, da nicht absehbar sei, wann eine Bahn komme. „Mit diesen Falträdern kann man Zwischenetappen bewältigen – und das Rad ohne Probleme in der Bahn mitnehmen“, berichtet Klais.

Nach Karneval wurde in acht Bezirksvertretungen eine Beschlussvorlage zur Erweiterung des On-Demand-Angebotes Isi in das Ratsinformationssystem eingestellt. Die Bezirksvertretung Chorweiler sucht der Suchende vergebens.

„Die BV Chorweiler wurde nicht in Beratungsfolge aufgenommen, da sie nicht von den geplanten Änderungen des Pilotbetriebs betroffen ist. Die anderen Stadtbezirke sind zumindest in Teilen betroffen, insbesondere durch die geplante Erweiterung des Bediengebiets für den Nachtverkehr“, erklärt Stadtsprecher Robert Baumanns.

Seit dem 1. März 2023 fährt die Linie 12 ab 9:00 Uhr nur noch im 20-Minuten-Takt bis Merkenich. Die Verkehrsbetriebe erklären die Maßnahme mit den Personalausfällen. Aber was geschieht mit der Linie, wenn das Personal beim Entwicklungszentrum in Merkenich reduziert wird?

09. Mai 2024
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