Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Angst vor einer weiteren Schlafstadt

Wünsche der Bezirksvertretung nicht sichtbar umgesetzt

Von Hubert Brand

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung wurde der Entwurf der Integrierten Planung zum neuen Stadtteil mit dem Arbeitstitel „Kreuzfeld“ vorgestellt.

Auf dem Plakat vor dem Bezirksrathaus Chorweiler stand: „Jetzt wird es konkret“. Doch darauf warteten die rund hundert Interessierten vergebens, denn es gab kaum konkrete Antworten auf die aufgeworfenen Fragen, stattdessen wurde auf spätere Planungsphasen verwiesen. So kam auch die Frage auf, ob Bürger*innen an diesen späteren Phasen auch beteiligt würden.

Nach der Begrüßung erläuterte Markus Greitemann (Beigeordneter für Planen und Bauen) den weiteren Planungsprozess, dabei hat sich der erste Spatenstich laut der ersten Planungen von 2026 bereits auf 2028/29 verschoben. Grundvoraussetzung für den Bauprozess sei der Anschluss des Blumenbergweges an die Autobahn 57, dazu sei die Stadt in Gesprächen mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW (Straßen.NRW).

Nachdem das Planungsteam, vertreten durch Jana Gregorczyk (ADEPT ApS aus Kopenhagen), Leana Hahn (Karres en Brands, Landschaftsarchitekten b.v. aus Hilversum) und Martina Randelhoff (ARGUS Stadt Verkehr PartG mbH aus Hamburg), das Zwischenergebnis vorgestellt hatte, wurden vier Themenräume gebildet:

Hier bestand zudem die Möglichkeit, sich hinsichtlich der Planung vertieft mit dem Planungsteam sowie Expert*innen der Verwaltung auszutauschen.

Großen Andrang fand der Themenraum „Verkehr und Mobilität“, welcher Im Folgenden exemparisch dargestellt wird.

Beim Thema Verkehr standen sich zwei Erfahrungen mit autofreien Siedlungen gegenüber: der Stadtteil Blumenberg und die Siedlung „Stellwerk 60“ in Nippes. So wurde einerseits die Autofreiheit an sich in Frage gestellt und eine Person wollte ihre Einkäufe bis vor die Haustüre fahren, doch dem entgegnete Hans-Georg Kleinmann aus Nippes, dass das nicht nötig sei.

Ein Problem für die Planer ist, dass das überarbeitete Busnetz noch nicht fertig ist. Es müsse bis 2026 fertig sein, so Randelhoff, um in die weitere Planung einzufließen. Aktuell sieht die Planung vor, dass an jedem der geplanten sieben Mobility Hubs* ein Buscap in jede Fahrtrichtung entsteht. An der Mercatorstraße sind Busbuchten vorgesehen, damit die Busse länger stehen können, zum Beispiel für den Wechsel des Fahrpersonals.

Eine Stadtbahn-Haltestelle, wie sie von der Bezirksvertretung beschlossen ist, durften die Planer nicht einplanen. Dabei behauptete Greitemann, dass es zur Stadtbahn-Anbindung keine Überlegungen gebe. Allerdings hat der Verkehrsausschuss eine Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Linie 5 bis zum Bahnhof „S-Bahn Worringen“ mit Halt im Westen des Plangebietes beschlossen. Auch der Stadtplaner Hendrik Schwark befürwortet eine Stadtbahn-Anbindung, um allein schon bei einem Ausfall der S-Bahn eine Alternative zu haben. Dem schließt sich Randelhoff an, denn er sieht in einer Stadtbahn-Anbindung eine qualitative Aufwertung des Stadtteils. Der Beigeordnete sagt, dass er vermeiden wolle, Luftschlösser zu bauen, da die Anbindung frühestens jenseits 2040 fertig würde.

Eine neue Entwicklung gibt es beim S-Bahn-Halt. Hier wurde mit der Deutschen Bahn ein eigenständiger Gestaltungswettbewerb vereinbart. Er ist auch ein wichtiges Bindeglied zwischen dem bestehenden Stadtteil Blumenberg und der westlichen Neuansiedlung.

Dem Planungsteam und den Bürger*innen ist es wichtig, dass der neue Stadtteil lebendig gestaltet wird, um eine weitere Schlafstadt wie Blumenberg zu verhindern. Zu diesem Zusammenhang wünschte sich der Moderator Klaus Obermeier eine Karte, die auch den Stadtteil Blumenberg zeigt, denn das verschlafene Blumenberg soll von der Neuansiedlung profitieren. Dazu fehlt vielen Gästen in den Planungen aber die Verknüpfung der Stadtteile und es stellt sich die Frage, wie das trennende Element Mercatorstraße überwunden werden kann.

So zeigte sich auch Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner am Ende des Tages wenig begeistert vom Zwischenergebnis. Insbesondere mahnte er positive Zeichen in den Stadtbezirk hinein an. So sei auf den Plänen nicht zu erkennen, dass die Zusage den Blumenbergsweg an die A57 anzuschließen, auch umgesetzt werde. Auch den Einfluss des Retentionsraumes auf die Siedlung sieht er nicht berücksichtigt. Als Anrainer wisse er, was es jenseits des Dammes bedeute, wenn es Hochwasser gebe.

Vor Abschluss der Integrierten Planung und Beschluss des Rates wird Ende 2023 nochmals die Bevölkerung eingebunden.

Im Anschluss werden die technischen Untersuchungen und Überprüfungen im Rahmen des technischen Masterplans zur Vorbereitung der anschließenden Bauleitplanung durchgeführt.


Impressionen


* Knotenpunkt für alle Verkehrsmittel: Parkplätze für Pkws, Stationen für Car-Sharing, E-Scooter und Leihrad sowie Anbindung an den ÖPNV.


Hintergrund

Nördlich des Stadtteils Chorweilers, westlich angrenzend an den Stadtteil Blumenberg, wird in den kommenden Jahren der neue Stadtteil mit dem Arbeitstitel „Kreuzfeld“ entwickelt. Auf einer Fläche von rund achtzig Hektar sollen mindestens dreitausend Wohneinheiten für achttausend Menschen und neue Arbeitsplätze entstehen. Über den Wohnraum hinaus sieht die Planung ein zukunftsfähiges Angebot an sozialer Infrastruktur, unterschiedliche Formen und Möglichkeiten des Arbeitens, mehrfach nutzbare Freiräume sowie die nachhaltige Weiterentwicklung der technischen Infrastruktur vor.

08. Mai 2024
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