Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Informationsveranstaltung zu Großprojekten

Bürgerverein Merkenich hatte mehrere Experten eingeladen

In und um Merkenich herum sollen in nächster Zeit -teils parallel- mehrere große Bauvorhaben stattfinden. Deswegen hatte der Bürgerverein Merkenich e.V. mehrere Experten eingeladen, um die Bevölkerung des Ortsteiles über die anstehenden Maßnahmen zu informieren. Erschienen sind dazu Vertreter der HGK für das Projekt „Fusion Cologne“, der Autobahn GmbH des Bundes zum bevorstehenden Abbruch der alten Leverkusener Brücke und Neubau der zweiten neuen Brücke und schließlich der Klärschlamm am Rhein (KLAR) GmbH zur Vorstellung der Planung für die große Klärschlammverbrennungsanlage in Merkenich.

Peter Trapp, Geschäftsführer der Fusion Cologne GmbH, informierte über das von seiner Gesellschaft vorgesehene Projekt der Neuerschließung von bis zu 400.000 m² ehemaliger Flächen der Esso-Raffinerie. Entstehen sollen dort in einer (lebendigen) Mischung Flächen bzw. Gebäude für Industrie, Logistik, Forschung Labor und Wissenschaft. Bei der Neuerschließung der bislang brachliegenden Freiflächen sollen ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Angesiedelt werden sollen sowohl größere, wie auch kleine Firmen.
Neben positiven Aspekten für die Wirtschaftskraft der Stadt wird jedoch auch der Lkw-Verkehr im Umfeld unseres Ortsteils zunehmen. Dieser soll über die - noch auszubauende - Geestemünder Straße und Industriestraße auf die A1 abfließen.

Im 2. Vortrag ging Thomas Müller, Projektleiter Brückenbau bei der Autobahn GmbH, auf die laufenden Arbeiten zur Fertigstellung der ersten neuen Rheinbrücke ein. Diese Brücke soll Ende 2023 fertig werden und dann den kompletten Verkehr inklusive der Lkw aufnehmen.

Im nächsten Jahr schließt sich daran der Abbruch der alten Brücke an. Bekannt ist hierzu, dass darin einige Schadstoffe (Asbest, PCB, Bleimennige) verbaut sind. Entsprechend besorgt äußerten sich die Bürgerinnen und Bürger zu diesem Aspekt. Details zum Abbruch könnten noch nicht bekannt gegeben werden, so die Autobahn GmbH, da im Augenblick erst das Ausschreibungsverfahren laufe. Die Interessenten hätten die Aufgabe, darzulegen wie der Abbruch erfolgen soll. Die Anwohner sollten dabei möglichst geschützt werden.

Dazu gab es sehr viele Nachfragen und eine lebhafte Diskussion; begründet auch, weil es zu Beginn des ersten Bauabschnittes zu viel Lärm und Beschädigungen im Ort gekommen war. Verstärkt wurde die Skepsis durch den Umstand, dass sich die Stadtverwaltung Köln die letzten Jahre quasi gar nicht um die Auswirkungen dieses Bauvorhaben auf die Bevölkerung gekümmert hat. Seitens der Bürgerinnen und Bürger wurden Fragen und Forderungen zu einer Beweissicherung im Vorfeld und insbesondere Vorrichtungen zum Schutz der Bevölkerung vor möglichen negativen Auswirkungen der Bauarbeiten geäußert. Die Sorge war groß, weil anders als zu Beginn für die erste neue Brücke nun die Baumaßnahmen auf der Südseite unmittelbar am Ortsrand stattfinden werden.
Einschränkungen für den Fußgänger und Radverkehr werden auf jeden Fall weiter bestehen bleiben.

Im letzten Vortrag schilderte Herr Heinz Brandenburg, Gründungsgeschäftsführer der KLAR GmbH den Stand der Planungen für die neue Müllverbrennungsanlage für Klärschlämme im südlichen Rand des Ortsteils Merkenich. Zunächst erläuterte er die Rahmenbedingungen durch die ab 2029 geltenden neuen Regeln zur Klärschlammverwertung. Und wie sich die Eingangsmengen der Anlage auf die verschiedenen Kommunen im Umland (u.a. aus Bonn) aufteilen. Demnach ist nur knapp die Hälfte des hier zur Verbrennung vorgesehenen Klärschlammes solcher aus Köln. Neu für die Betroffenen war, dass mittlerweile offensichtlich 2 kleine Gemeinden aus der Kooperation ausgestiegen sind. Dennoch sind es immer noch 150.000 t Klärschlamm pro Jahr, die nach Merkenich gebracht werden, hier getrocknet und dann verbrannt werden sollen.

Behauptet wurde im Vortrag zwar wiederum, dass Merkenich der am besten geeignete Standort sei; belegt durch Vergleich zu anderen möglicherweise geprüften Standorten wurde dies jedoch nicht.
Zwar sollen die Klärschlammmengen der Stadt Köln zu großem Teil über eine neu herzustellende Druckleitung gepumpt werden und die Mengen der gesamten Stadt Bonn per Schiff kommen. Dennoch wird es unweigerlich zu einer deutlichen Zunahme des Lkw-Verkehrs im Ort kommen.

Entsprechend machten die Bürgerinnen und Bürger in ihren Wortmeldungen die Sorgen vor Belastungen durch diesen Lkw-Verkehr deutlich. Seitens der Stadt und ihrer Gesellschaften werde überhaupt nicht berücksichtigt, wie hoch die Belastungen durch die Vielzahl an Industrie- und Störfallbetrieben sowie Logistik schon heute sind. Zwar wurde seitens der Verwaltung behauptet „im Stadtgebiet Köln werden 4800 Lkw-Fahrten entfallen“, belegt wurde dies jedoch nicht. Zudem bezweifelten die Bürgerinnen und Bürger die behauptete Klimaneutralität stark, insbesondere wenn über Jahrzehnte tausende Lkw-Fahrten pro Jahr nach Merkenich hinzukommen sollen.

In der Fragerunde sagte Herr Brandenburg sagte zu, dass man in der Planung der Anlage alle Belastungen durch die vorhandenen Anlagen betrachten werde für eine Immissionsprognose. Daran werde die Verträglichkeit der Klärschlammverbrennungsanlage geprüft.

Auch aus Forderungen aus der Bürgerschaft werde es noch vor den Sommerferien einen offiziellen Informationstermin zu der Klärschlammverbrennungsanlage geben.

Als Fazit der 3 Vorträge stellte der Vorstand des Bürgervereins fest, dass auf die Bürgerinnen und Bürger von Merkenich durch die Bündelung solcher großen Bauvorhaben weitere Belastungen zukommen werden. Die Teilnehmer waren sich einig, dass hier größte Aufmerksamkeit und Unterstützung beim Abwenden unnötiger Belastungen seitens der Bevölkerung geboten sind.

Quelle: Bürgerverein Merkenich

28. April 2024
© 2024 Hubert Brand • Impressum