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Was machte Marie Juchacz im Exil?

Lydia Struck ist auf Forschungsreise

Von Hubert Brand

Lydia Struck befindet sich auf Forschungsreise und war zu Gast für einen Vortrag beim AWO Bezirk Mittelrhein. Das Thema der Reise ist „Marie Juchacz – Auf der Route des Exils“.

Struck ist eine Hamburger Kulturanthropologin und Urgroßnichte von Juchacz. Sie hat bereits ein Buch über ihre berühmte Verwandte geschrieben, doch ein Zeitraum wird darin kaum abgedeckt und so liegt nun der Fokus ihrer Arbeit auf der Exilzeit.

2014 erschien im Auftrag des AWO Bundesverbands e. V. die Publikation mit dem Titel „’Mir geht so vieles durch den Kopf und durchs Herz’ – Marie Juchacz’ Briefe und Gedanken zum Neuanfang der AWO“. Sie ist Teil der Schriftenreihe zur Geschichte der Arbeiterwohlfahrt.

In ihrem Vortrag, den rund zwanzig Personen verfolgten, gab Struck einen Überblick über das Leben der AWO-Gründerin, Politikerin und Frauenrechtlerin.

Die Orte der Exilzeit in den USA hat sie bereits besucht. In New York fand sie in der Bronx in einem Park sogar die Bank, auf der Juchacz für ein Foto saß. Jetzt wird erstmals die Exilzeit in Südwestdeutschland und Frankreich erforscht. Als Marie Juchacz 1933 vor den Nationalsozialisten floh, war ihre erste Station Saarbrücken, da es damals nicht zu Deutschland gehörte und dort noch eine AWO-Gruppe existierte.

Als die Bürger*innen dort für eine Zugehörigkeit zu Deutschland stimmten, zog es sie über die Grenze nach Frankreich. Ihre Aufenthaltsorte waren anfangs in der Nähe zur deutschen Grenze. Struck plant deshalb, die Städte Forbach, Metz, Mühlhausen, Belfort, aber auch Marseille, Sauvagnon bei Pau und die Normandie zu besuchen. Die Reise wird Mitte Juni in Bremerhaven enden.

Marie Juchacz hatte als mutige Frau an den verschiedenen Orten soziales Engagement gezeigt, sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert und entsprechende Spuren hinterlassen, die mit dieser Forschungsreise in den Blick genommen werden sollen.

Als krönenden Höhepunkt konnte Struck noch eine der seltenen Tonaufnahme ihrer Urgroßtante präsentieren. Es war deren Rede zum 1. Mai 1949 in Berlin.

Die Kulturanthropologin berichtete, dass viele Materialien mit hohen Gebühren versehen seien, wenn sie gezeigt würden, wie das berühmte Foto einer Rede von 1932 oder auch die Briefmarken.

Das Projekt sei eine private Initiative, das vom AWO Bundesverband ideell unterstützt werde, aber auf Spenden zur Finanzierung angewiesen sei.

Axel Heiner Dabitz (Präsidiumsvorsitzender des AWO Bezirksverbands Mittelrhein e. V.) dankte Struck, dass sie die Person Marie Juchacz lebendig gemacht habe. Sie sei gerne wieder eingeladen für weitere Vorträge.

Bei einer Gedenkveranstaltung am Grab von Marie Juchacz auf dem Südfriedhof hatte der Präsidiumsvorsitzende Struck am 15. März 2019 kennengelernt und ist auch immer wieder von ihren Vorträgen im Bundesvorstand beeindruckt.

02. Mai 2024
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