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Dramatische Vereinigung blickt zurück auf hundert Jahre

Dieter Gruben sorgte für die Wiederbelebung

Von Hubert Brand

„Am Neujahrstage des Jahres 1923 fanden sich einige theaterfreudige Männer zu einer Besprechung zusammen mit dem Ziele der Gründung eines Theatervereins“, so steht es in der Chronik des Vereins Dramatische Vereinigung e. V.  Köln-Worringen.

Im jenem Jahr 1923 wurde Deutschland durch Inflation und einen Putschversuch erschüttert. Die in Weimar gegründete erste deutsche Republik stand vor einer Bewährungsprobe.

Nach der Gründungsversammlung am 8. Januar 1923 folgte am 4. April 1923 durch den Beschluss des Amtsgerichtes zu Köln der Eintrag ins Vereinsregister.

Ab 1924 erlebte die Wirtschaft einen Boom und es folgten die Goldenen Zwanziger; auch in der Kultur gab es eine Aufbruchsstimmung.

Das 25-jährige Bestehen wurde am 8. August 1948 mit einem Festzug gefeiert. Tags zuvor gab es einen großen Festakt. Ebenso zeigten nicht weniger als achtzehn Theatervereine aus der näheren und weiteren Umgebung zum Anlass des Jubiläums ihr Können durch die Aufführung eines Theaterstückes.

Neun Jahre später kam die Ernüchterung nach dem Stück „Pension Schöller“ und im Sommer 1957 kam der Verein zum Erliegen. Nachdem der Verein viele Jahre brach lag, wurde schließlich 1992 überlegt, den Verein aufzulösen. Zur Versammlung kamen zehn Personen zusammen. Dieter Gruben fragte nach, warum nicht ein letzter Versuch gestartet werde, da es ja überall in den Orten Theater gebe. „Mach du et doch“, antworteten ihm die betagten Männern. Als 14-Jähriger stand er wie auch sein Vater schon für die Dramatische auf der Bühne.

Gruben, der Büttenredner und Literat bei der Großen Karnevalsgesellschaft bis 1995 war, nutzte seine Kontakte für einen Neustart des Theatervereins am 4. Juni 1993. Zu der Versammlung seien 25 Personen gekommen, so Gruben.

Unter der Schirmherrschaft des Vereinshauses Worringen wurde im Dezember desselben Jahres ein Weihnachtsmärchen mit dem Titel „Die kristallene Wunderschale“ aufgeführt. Früher fanden die Aufführungen im Gasthaus „Zur Krone“ statt.

Zwanzig Jahre später wurde „Das Dschungelbuch“ aufgeführt. Bei zwei Aufführungen im Vereinshaus fühlten sich die fast sechshundert Besucher*innen wie im Dschungel, als sich eine Affenhorde mit ihrem Anführer King Lui (Joachim Ligocki) unter lautem Getöse zur Bühne bewegte. Die Regisseurin Sabine Ligocki trat als Pantherdame Baghira mit ihrem Bruder Michael als Bär Balu und der 14-jährigen Paula Frank als Mogli auf.

Im September 2014 waren „Zwei Omas auf Abwegen“ nach Motiven von Jürgen Seifert (Zwei Opas auf Abwegen). Es wurde auf das Worringer Umfeld umgeschrieben und erhielt so einen eigenen Charme. Regisseurin Sabine Ligocki beschritt mit dem Stück neue Wege, denn es waren darin auch zwei Videoszenen zu sehen: zum Einen, als Lotti Schaaf (Verena Rausch) den Diebstahl begeht und zum Anderen, als Kriminalkommissar Lutz Frackmann (Joachim Ligocki) von der Reporterin von Drama.TV (Marina Erdmann) interviewt wird. Die andre Oma war Trudi Spritz (Hanne Hartmann).

Im September 2015 veränderte sich der Ort: Der Optiker gab auf. In dessen Ladenlokal zog ein Tortengeschäft. Auch der Laden mit integrierter Post-Filiale wechselte seinen Besitzer. Das war Gesprächsstoff im Dorf – eine ideale Basis für eine Neuinszenierung des Klassikers „Tratsch im Treppenhaus“, eines Schwanks in vier Akten von Jens Exler und ein Fall für „Die Dramatische“, dem Theater im Dorf. Für das Stück gab es an dem Ladenlokal eine PR-Aktion.

Für März 2020 war das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, frei nach den Gebrüdern Grimm von Christa Margret Rieken eingeplant, doch die Corona-Pandemie machte ein halbes Jahr intensiver Proben zunichte und weder 2020 noch 2021 konnte ein Theaterstück für und mit Kindern aufgeführt werden. Auch die für 2022 angesetzten Aufführungen mussten aufgrund des schwer einschätzbaren Infektionsgeschehens schweren Herzens abgesagt werden.

Mit der DramaTischen Revue wurde im September 2021 ein buntes Programm der Dramatischen Vereinigung auf die Bühne gebracht. Das Regie-Duo Priska Ott-Schmiedel und Nicolai Hoffmann reihte Szenen aneinander, so dass daraus ein Kaleidoskop entstand. Diese Vorgehensweise sei der Pandemie geschuldet, da nicht das gesamte Ensemble habe proben dürfen, sondern allenfalls nur kleine Gruppen, erklärte Hoffmann. Immerhin konnten hierbei auch Szenen aus dem Stück „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gezeigt werden.

Auch ein Ausblick auf das „Weiße Rössl am Wolfgangsee“ wurde am Ende der Revue präsentiert. Am 2. September 2023 hat nun das Singspiel „Im weißen Rössl“ Premiere, ab 22. Juli 2023 beginnt der Kartenvorverkauf.

Im September 2022 gab es noch die Wellness-Komödie „Aufguss“ von René Heinersdorff. Zwischen Sauna, Dampfbad und Kühltauchbecken kreuzen sich die Wege der Protagonisten. Mit jedem Aufguss, in Szene gesetzt von Nicolai Hoffmann, scheint sich die Zahl der Missverständnisse zu steigern, die durch Vortäuschungen falscher Tatsachen und der doppelten Bedeutung des Begriffs „Spende“ entstehen. Ins Stück eingebettet zeigte der Nachwuchs „Das kleine Ich-bin-Ich“; dabei hatten Merle Göbbels und Susanne Küpper aus dem Kinderbuchklassiker von Mira Lobe (Text) eine Theaterversion geschaffen.

Im März 2023 wurde mit „Pippi Langstrumpf“ erfolgreich endlich wieder ein komplettes Kinderstück gezeigt. Der Klassiker, der bereits vor 25 Jahren schon einmal aufgeführt wurde, sorgte für einen Zuschauerrekord.

Theater, Theater, nichts als Theater – genau das macht die Dramatische Vereinigung e.V., der Amateurtheaterverein aus Köln-Worringen, bereits seit hundert Jahren. Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Heute zählt der Verein – ob das ein Zufall ist – genau hundert Mitglieder*innen, davon 56 Frauen und 44 Männern.

05. Mai 2024
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