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Reisezauber am Wolfgangsee

Singspiel „Im weißen Rössl“ feierte Premiere in Worringen

Von Hubert Brand

Die Dramatische Vereinigung feierte im hundertjährigen Jubeljahr eine fulminante Premiere des Singspiels „Im weißen Rössl“. Die romantischen Lieder des Komponisten Ralph Benatzky wie neben dem Titellied auch „Was kann der Sigismund dafür?“ oder „Es muss was Wunderbares sein“ sind hinlänglich bekannt. Doch wer kennt die Geschichte des Stückes von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg?

Es geht um das Hotel „Zum weißen Rössl“, im Salzkammergut am Wolfgangsee gelegen und um Verwirrungen um Liebschaften.

Da ist Leopold (Thomas Lutz), der Oberkellner, der verliebt ist in die verwitwete Hotelwirtin Josepha Vogelhuber (Dagmar Goebbels). Diese wiederum hat ihr Herz an den seit sieben Jahren immer wiederkehrenden Gast Dr. Otto Siedler (Jörg Schumacher) verloren.

Der Rechtsanwalt hat ein Auge auf die Tochter Ottilie des Gegners seines Mandanten geworfen. Doch der Fabrikant Wilhelm Giesecke (Michael Hüsch) will sie mit dem Sohn des Mandanten verkuppeln. Doch der schöne Sigismund Sülzheimer (Nicolai Hoffmann) verliebt sich in Klärchen Hinzelmann (Bea Wolter).

Dabei führt sich Sigismund negativ ins Stück ein, in dem er mehrere Personen vor den Kopf stößt. Auch bei dem zunächst einsilbigen Klärchen löst eine seiner Geschichten Entsetzen aus und es bricht aus ihr heraus. Sie offenbart ihm, dass auch sie lispele und deshalb einsilbig sei, nachdem er sich über eine lispelnde Frau lustig gemacht hat.

Die Wirtin ist schließlich die erste, die für eine Klärung sorgt und sich für Leopold öffnet. Leopold will das Hotel verlassen und bittet um einen Eintrag ins Büchle (Arbeitszeugnis). Josepha bestätigt die Entlassung als Kellner wegen ungebührlichen Verhaltens, aber stellt ihn als Ehemann lebenslang ein.

Dann muss Giesecke einsehen, dass Sigismund nicht seine Tochter liebt, sondern Klärchen. Und auch das letzte Töpfchen findet sein Deckelchen; seine Tochter verlobt sich mit dem Rechtsanwalt.

Das fünfzehnköpfige Ensemble präsentierte den Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Vereinshaus Worringen ein kurzweiliges Spiel und Gesang. Am Ende erhob sich das Publikum, um Beifall zu klatschen. Auch während des Stückes gingen die Anwesenden mit. Regisseur Sabine Hüsch sieht sich durch das Publikum in seiner Arbeit bestätigt: „Sechs Monate aufwändige Proben in unterschiedlichen Konstellationen haben sich wirklich gelohnt: Es ist einfach großartig zu sehen, mit wie viel Spaß und Freude alle Beteiligten am Werk sind.“

Michael Hüsch glänzte als nörgelnder Berliner Wilhelm Giesecke, der von seinem ehemaligen Klassenkameraden Walter Hinzelmann, von dem er früher die „deutschen Aufsätze“ abgeschrieben hatte, darauf hingewiesen wurde, nicht alles schwarz zu malen: Er solle nicht darauf schauen, was einem die Reise nimmt, sondern begreifen, was einem eine Reise gibt – den Reisezauber.

Giesecke stellt schließlich fest: „Wir haben zusammengefunden“, Hinzelmann erwidert: „Der Reisezauber“.

Das Ensemble wurde von einem neunköpfigen Chor unterstützt.

Den Saal schmückten auch 21 Fotos zum Weißem Rössl und auf einer Leinwand wurde ein Rückblick auf hundert Jahre Dramatische gezeigt.

Die Dramatische hat gezeigt, dass sie trotz der hundert Jahre jung geblieben ist.


Impressionen

02. Mai 2024
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