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Demenz – ein verdrängtes Thema

Netzwerk macht auf die Krankheit aufmerksam

Von Hubert Brand

Das Demenznetz Kölner Norden lud zum Infotag ins Marie-Juchacz-Zentrum ein. Die Mitglieder des Netzwerkes präsentierten an Stellwänden und Tischen ihre Angebote.

Auf dem Podium wurden ergänzend Vorträge geboten. So stellte Nadine Diederich-Cujai vom Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz per Online-Stream die Angebote rund um einen 1. FC Köln Erinnerungskoffer vor.

Die Grundidee des Erinnerungskoffers, der ursprünglich aus Schottland stamme, sei es, an Demenz erkrankte Menschen über den Fußball zu aktivieren, so Diederich-Cujai. Über Fortuna Düsseldorf kam es dazu, dass 2019 auch zum 1. FC Köln ein Erinnerungskoffer entstand. Dieser enthält unter anderem das Plüschtier Hennes und andere Exponate, die Erinnerungen hervorrufen sollen. Mit Senioreneinrichtungen würden mit Hilfe von Ehrenamtlichen feste Stammtische eingerichtet, erklärte Diederich-Cujai. Diese Personen hätten zuvor beim Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz eine Schulung durchlaufen.

Martin Schicht stellte die Angebote des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften NRW vor. So wurde ein Alzheimer-Telefon NRW eingerichtet. Weitere Angebote sind das Projekt „Achtung Demenz“, die Pflegeselbsthilfe und das Projekt „SeDum plus“.

„SeDum plus“ ist die Abkürzung für „Selbsthilfe im Bereich Demenz unterstützend ermöglichen“. Auch am Marie-Juchacz-Zentrum wurde eine „SeDum plus“-Gruppe eingerichtet. Im Namen stecke auch die Pflanzengattung Sedum, die als versteckte Ressource Wasser in sich trage. Auch Selbsthilfekompetenzen stecken unsichtbar in einem Menschen – diese gilt es in schwierigen Situationen zu aktivieren.

Markus Schlagloth von der Pflegeleitung des Marie-Juchacz-Zentrums stellte den ambulanten Pflegedienst AWOmobil vor, der allerdings nur im Umkreis von einem Kilometer um das Zentrum tätig sein dürfe.

 

Im Café Marie wurde ein Mittagessen geboten und danach sorgte der Stadtsportbund für eine Aktivierung mit einigen Übungen, die bei demenzkranken Menschen Anwendung finden.

Rainer Hartung, Leiter der AWO Tagespflege am Marie-Juchacz-Zentrum, stellte seine Einrichtung vor. Die Personen kommen tagesweise. Die Tagespflege im Eidgeschoss des Hauses „Meine Welt“ ist geöffnet von acht bis sechzehn Uhr. Insgesamt gebe es zwanzig Plätze. Noch seien Kapazitäten frei.

Monika Grosshennrich vom Heilig Geist-Krankenhaus machte in ihrem Vortrag deutlich, wie wichtig es sei, eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung zu haben. Patientenverfügungen sollten sehr detailliert sein und am besten mit dem Hausarzt auszufüllen, auch wenn diese Beratung als IGEL-Leistung abgerechnet werde.

Mara Schulze vom AWO Kreisverband sprach im Anschluss über den häuslichen Unterstützungsdienst Baustein.

In einem Kurzreferat ging Sarika Kozan-Kratz vom Marie-Juchacz-Zentrum abschließend auf das Thema „Resilienz für Angehörige und Selbsthilfe“ ein.

Der Begriff „Resilienz“ habe sich in Zeiten der Pandemie besonders weit verbreitet. Im vollen Tagesablauf sollte auch die Selbst-Reflektion nicht vergessen werden und es sei notwendig, Momente für sich selbst einzubauen. Viele wichtige Widerstandskräfte, die der Mensch in sich trage, könnten genutzt werden.

Leider fanden nur wenige Besucher*innen den Weg ins Marie-Juchacz-Zentrum, um sich über das für alle wichtige Thema „Demenz“ zu informieren. Die Veranstaltung zeigte auf, dass es wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und nicht erst, wenn der Ernstfall eintritt.


Impressionen


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Von links nach rechts:

Vordere Reihe: Markus Schlagloth (Pflegeleitung Marie-Juchacz-Zentrum), Sarika Kozan-Kratz (Quartiermanagerin AWO Mittelrhein), Regina Schlimkowski und Monika Maurer (Seniorenvertretung Chorweiler) sowie Siegrid Geiger (Pfarrerin Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch).

Mittlere Reihe: Mara Schulze (Koordinatorin Bausteine AWO Kreisverband Köln), Sandra Weber und Alexandra Stempin (Stadtsportbund Köln) sowie Martin Schicht (Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW).

Hintere Reihe: Antje Schmalenbach und Monika Grosshennrich (Heilig Geist-Krankenhaus Longerich) sowie Daniel Marpert (Alten- und Krankenpflegeverein Köln-Longerich e.V.)

05. Mai 2024
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