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Stadt Köln muss in den Nahverkehr im Kölner Norden investieren

Trambus könnte Interimslösung für Stadtbahnverlängerung sein

Von Hubert Brand

Als die Neue Stadt in den 1960er-Jahren geplant wurde, war der Öffentliche Personennahverkehr ein großes Thema. Die Ratsmitglieder*innen äußerten Bedenken, dass das Neubaugebiet zur Schlafstadt verkommt, weshalb ein guter Nahverkehr wichtig sei. Schon damals verwies die Stadtverwaltung auf die Schnellbahn (heute S-Bahn) und das Busnetz. Die Volkvertreter*innen forderten aber auch eine Straßenbahn (heute Stadtbahn), die heute einen wichtigen Beitrag in der Nahmobilität darstellt.

Nun, fast sechzig Jahre später, wird wiederum in der Integrierten Planung zu einem Stadtteil (Arbeitstitel Kreuzfeld) auf die S-Bahn und den Bus verwiesen. Die Forderungen der Bezirksvertretung (BV) Chorweiler, die Stadtbahnlinien auszubauen (siehe Antrag vom 17. Juni 2021), werden mit allen denkbaren Argumenten beiseite geschoben.

Eines der Argumente ist die lange Dauer, Schieneninfrastruktur zu planen und zu bauen. Statt damit zu beginnen und in der Zeit des Planes und Bauens eine Interimslösung anzubieten, wird der Ausbau ignoriert. Die Verlängerung der Linie 5 nach Worringen steht noch nicht einmal in der Roadmap des Dezernates, sondern nur die unwirtschaftliche kurze Verlängerung bis Pesch/Esch.

Eine Interimslösung, also einen Vorlaufbetrieb der Linie 5 bis zur Fertigstellung der Schieneninfrastruktur, könnte von Ossendorf bis Kreuzfeld ein Trambus darstellen. Er könnte ab der Haltestelle Sparkasse Butzweiler Hof über vorhandene Straßen mit den Haltestellen Schulstraße (Pesch), Escher See, Chorbuschstraße (Esch), Friedhof Chorweiler, Merianstraße/Damiansweg führen und am S-Bahn-Halt Blumenberg auf der Mercatorstraße enden. Dieser Trambus ist natürlich kein Ersatz für eine Verlängerung der Linie 5 bis Chempark Worringen (Parallelweg).

Es lohnt sich immer wieder ein Blick nach Hamburg zum Projekt „Oberbillwerder“. Das Städtebauprojekt ist eine Stufe weiter als sein Klon in Köln. Die Versprechen in Sachen Nahverkehr, die noch im Masterplan gemacht wurden, fanden in der Präsentation des Projektdialogs am 3. Juli 2023 keine Erwähnung mehr.

Dieses Vorgehen erinnert auch an das Verfahren um die Plätze in Chorweiler, wo viele Wünsche der Bürger*innen letztendlich nicht umgesetzt wurden. Auch in Hamburg setzen die Verantwortlichen auf Bus und S-Bahn sowie autonome Fahrzeuge in der Siedlung.

Die Integrierte Planung in Köln verspricht zudem einen Busverkehr mit einem zehnminütigen Takt. Für die Umsetzung fehlt es jedoch objektiv betrachtet an Fahrpersonal und E-Fahrzeugen, damit verbunden wahrscheinlich auch an den notwendigen Finanzen, denn auch der Gewinn des Stadtwerke-Konzerns ist endlich, um Verluste auszugleichen.

Auch der Sprecher des städtischen Verkehrsunternehmens, Stephan Anemüller, dämpft die Hoffnungen, denn das sieht er für das Unternehmen als nicht leistbar an.

Die Bezirksvertretung Chorweiler berät die Integrierte Planung in der Sitzung am 19. Oktober 2023.

Die Gesamtkosten für den Wettbewerblichen Dialog, die Beauftragung eines verfahrensbegleitenden Moderationsbüros sowie der erforderlichen Gutachten inklusive der öffentliche Abschlussveranstaltung in Chorweiler (Anfang Dezember 2023) belaufen sich voraussichtlich auf rund 1,24 Millionen Euro (brutto).

17. Mai 2024
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