Nachrichten und Termine für und aus dem Stadtbezirk Köln-Chorweiler

Drei spannende Gespräche

Achtermann singt Liebeslieder

Von Hubert Brand

Spannende Gespräche mit Personen aus dem Umkreis des Ortsteils Esch sorgten erneut für ein volles Martinushaus. Gertrud Meinert begrüßte die Gäste zur 48. Ausgabe des Talks unter’m Turm am 3. November 2023. Zweimal im Jahr gibt es jeweils drei Gespräche und Livemusik.

Der erste Gesprächsgast war der Landschaftsbauer Marcel Sauer und sein Gastgeber Paul Müller. Müller begann das Gespräch mit dem Hinweis, dass ihn viele kennen, aber was hinter der Person stecke, werde heute ausgebuddelt.

Sauer leitet einen Gartenbaubetrieb und berichtete zunächst von seinem Werdegang. Er wurde in Aachen geboren, wuchs im Hohen Venn auf, verbrachte acht Jahre in Detmold und studierte Ziergartenbau in Berlin.

„Wozu werden Ingenieure im Gartenbau benötigt?“, fragte Müller. Der Gärtner verwies dabei auf die Stadtentwicklungsprojekte, die auch die Freiräume miteinplanen.

Wo Sauer sein Naturerleben überall hingeführt habe, könne einen schwindelig machen, stellte Müller fest. Bei einer Klassenfahrt der vierten Klasse seines Sohnes lernte er sogenannte Scouts kennen und auch ihm wurde diese Tätigkeit nahegelegt.

Statt in der Eifel macht er nun in Köln Ähnliches. Er geht auf Honorarbasis für den Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Köln e.V. in Schulen, um den Schüler*innen die Natur näherzubringen. So gibt es seit zehn Jahren eine AG Natur und Garten an der KGS Gutnickstraße. Die Schüler*innen lernen spielerisch die Natur zu erleben. So werden Überlebenshütten gebaut oder ein Blindparcours absolviert. Er geht zusammen mit Schüler*innen in den Worringer Bruch, wo sie zum Beispiel die Molche kennenlernen.

Von einigen wird er wiedererkannt und so wurde er von einem Zwanzigjährigen angesprochen: „Ich kenn dich. Ich war mit dir im Wald.“

Im zweiten Gespräch ging es um eine Israel-Reise, die Pfarrerin Sylvia Wacker der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch betreute und über die sie nun Gertrud Meinert Auskunft erteilte. Mit einer größeren Gruppe ging es Anfang Oktober auf Bildungsreise nach Israel und Palästina. Am Tag des Hamas-Anschlags war die Gruppe auf der Fahrt von Nazareth nach Jericho in den Palästinensischen Autonomiegebieten am Westufer des Jordans unterwegs. Auf dem Weg ins Kibbuz erreichten sie die ersten Nachrichten. Recht schnell sei klar gewesen, dass es nichts Kleines sei, so Wacker.

Zum Glück hatten sie das Gepäck bei sich, da sie ohnehin das Hotel wechselten, denn eine Rückkehr wäre wegen der Ereignisse nicht möglich gewesen. Meinert merkte an, dass die permanente Bedrohung zum Leben in der Region dazu gehöre. Die Pfarrerin bestätigte, dass immer ein Rucksack mit den wichtigsten Dingen wie auch Medikamenten, Essen und Trinken sowie die Schuhe bereitständen. Nach einer Alarmierung gebe es nur 90 bis 120 Sekunden, um den Schutzraum aufzusuchen, dessen Standort bereits nach Ankunft gecheckt wurde.

Der 7. Oktober 2023 sei eine Zäsur für die Menschen vor Ort, denn sie hätten ihr Alltagsleben verloren, erklärte die Pfarrerin. Aber die Gruppe wurde noch freundlich umsorgt, trotz des Wissens, dass sie (die Menschen vor Ort) anschließend arbeitslos würden, so Wacker. Gemeinsam mit einem Kollegen, der nicht namentlich genannt werden will, organisierte sie eine Rückreise über Amman in Jordanien. Sie sei zwar jetzt die Last der Verantwortung der ihr Anvertrauten los, aber die Verantwortung für die Menschen vor Ort, die bleibe.

Im dritten Gespräch interviewte Dominik Bensiek, dessen Bruder Dennis Pfarrer ist, den Pfarrvikar Klaus Thranberend. Dieser war von 2002 bis 2006 in der römisch- katholischen Kirchengemeindeverband Kreuz-Köln-Nord als Kaplan eingesetzt und lebte in Weiler. Aus dieser Zeit hatte er vier Erinnerungsstücke mit ihren Geschichten mitgebracht.

„Warum wurden Sie Pfarrer?“, fragte Bensiek. Dieser antwortete, dass das damals noch normal gewesen sei. Nach  dem  Wehrdienst hatte er sich entschlossen, Theologie zu studieren und auch Latein auf Lehramt. Das Studium führte ihn nach Bonn und Wien.

Anschließend besuchte er ein Jahr das Theologenkonvikt Collegium Albertinum in Bonn. Er berichtete, dass es strenger geworden sei, als Rainer Woelki Direktor der Einrichtung wurde. Es folgten drei Jahre am Priesterseminar in Köln.

Am 22. Juni 2001 wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht. Seine Heimatgemeinde war „Zum Heiligen Geist“ in Köln-Zollstock. Im September 2002 wechselte er in den Kirchengemeindeverband Kreuz-Köln-Nord.

Im Jahr 2015 wurde Thranberend vom Erzbischof zum Hochschulpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Köln bestellt. Mitarbeitende hatten dort November 2020 ein Positionspapier in Umlauf gebracht, dessen Verbreitung vom Erzbistum verboten wurde. Zum 1. März 2021 verließ Thranberend auf eigenen Wunsch nach sechs Jahren die KHG und wurde fortan als Pfarrvikar in den Kölner Stadtteilen Bickendorf und Ehrenfeld eingesetzt.

Der Pfarrer bedauert sehr, dass es in der römisch-katholischen Kirche um Strukturen gehe statt um Inhalte. Durch die Zusammenlegungen der Pfarreien würden die Menschen einen Heimatverlust erleiden.

Für die Livemusik sorgte Hans Achtermann. Er habe nach einigem Bekunden Liebeslieder mit autobiografischem Hintergrund ohne Irrungen und Wirrungen ausgesucht. Er sei es schwer gewesen, einen Song zu finden, in dem die Liebe ohne Wenn und Aber bekundet wird. Der Kölsche hätte ohnehin ein Problem, seine Liebe zu gestehen, denn es gebe kein Wort für eine Liebesbekundung. Es gäbe nur „Isch han dich jähn“, so Achtermann.

Der nächste Talkabend der KfD St. Martinus ist am 12. April 2024.

30. April 2024
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