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„Ja, aber sicher!“

Prinzenzepter wurde vor 55 Jahren gestiftet

Von Hubert Brand

Im Vereinshaus Worringen warteten am 6. Januar 2024 die vollen Ränge nicht auf die Heiligen Drei Könige, auch nicht auf ihre symbolischen Nachfolger, die Sternsinger. Nein, alle warteten darauf, ob der designierte Prinz Markus Drescher sein Ja-Wort zu einer Regentschaft über die Worringer Narren geben würde.

Zuvor mussten die Rahmenbedingungen hergestellt werden und so zog zunächst der Elferrat unter der Leitung von Dr. Holger Miebach in den Saal ein. Den Büttenmarsch des Festkomitees Worringer Karneval sang Jana Grobusch. Der Elferrat bestand ausschließlich aus ehemaligen Prinzen. Nach seiner Amtszeit wird jeder Prinz automatisch Mitglied der Traditionsgemeinschaft ehemaliger Worringer Prinzen.

Es folgte der Aufmarsch der Fahnenabordnungen der Gesellschaften. Die jeweiligen Büttenmärsche stimmte Marietta Wirtz an.

Nachdem die Prinzengesellschaft, die KG Immerfroh, mit dem designierten Prinzen und dessen Hofstaat aufgezogen war, fragte der Präsident des Festkomitees Markus Drescher, ob er gewillt sei, das Amt des Worringer Prinzen auszuüben. „Ja, aber sicher!“, antwortete dieser, ohne zu zögern. Als äußeres Zeichen wurde ihm vom Präsidenten die Prinzenkette umgehängt.

Von seinem Vorgänger Thomas Büchel (Prinz Thomas II.) erhielt er zunächst das Zepter und anschließend die Prinzenstandarte, die Prinz Markus II. direkt an seinen Standartenträger Boris Hartmann weitergab. Das Zepter wurde 1969 in der Session von Prinz Toni II. (KG Närrische Grielächer) vom ehemaligen Ehrenpräsidenten der Ärztekammer Nordrhein, Professor Dr. Horst Bourmer gestiftet, der im Juli 2001 im Alter von 80 Jahren verstarb. Das Zepter hat somit das närrische Alter von 55 Jahren erreicht.

Nun war die Zeit des Bürgervereinsvorsitzenden Kaspar Dick gekommen, der nicht nur den Ortsschlüssel, der von Maria Koppe auf einem blauen Kissen getragen wurde, überreichte, sondern auch einige persönliche Geschenke mitbrachte: als Erstes die Worringer Fahne, was Dick mit der Hoffnung verband, dass diese oft an dessen Haus zu sehen sein werde. Des Weiteren ein Rahmen mit dem Titelbild der Novemberausgabe der Worringer Nachrichten, in der traditionell der Prinz vorgestellt wird.

In Anlehnung an das Prinzenmotto „Mer stonn unger Strom ...“ gab Dick eine 9-Volt-Blockbatterie an Drescher, damit ihm die Energie nicht ausgehen möge. „Ich habe erfahren, dass Du gerne mit Deinem Sohn zu den Heimspielen der Kölner Haie fährst“, so der Vorsitzende. Aus diesem Grund überreichte er ihm einen Fanschal, damit der Prinz entsprechend angezogen sei.

 

Dick lüftete aber auch noch ein kleines Geheimnis der Prinzen. Der Prinz habe am Ornat eine kleine Schnur mit einer besonderen Funktion. Wenn der Prinz Alaaf rufe und dazu den rechten Arm anhebe, ziehe sich sein Kostüm mit nach oben, erklärte der Vorsitzende. Das darunter Verborgene werde sichtbar und beim Wiederabsenken des Armes bleibe das Kostüm hängen und um das zu beheben, werde an der Schnur gezogen. Bei Insidern heiße die Schnur „et Alaaf-Rückholbändchen“. Damit das nicht passiert, schenkte er dem Prinzen ein Bleigewicht, das an dem Bändchen befestigt wird, damit das Ornat ordentlich sitzt. „So ausgerüstet solltest Du immer schick und adrett durch die Session kommen“, sagte Dick, wünschte ihm alles Gute, viel Spaß sowie Sonnenschein am Rosenmontag und schloss mit dreimal Worringen Alaaf seine Rede ab.

Seine lange Wartezeit hat für den Prinzen mit der Proklamation ein Ende. „Wir haben viel Energie geladen“, so der Prinz in seiner ersten Rede. Er verwies auch auf das Motto des Festkomitees: „Alles es jeck opjelade“, damit erfülle er beide Motti.

Die lange Wartezeit sei auch damit verbunden, dass er auf jeden Fall nach Thomas Büchel folge, das habe sich im bisherigen Leben so erwiesen. Der Prinz berichtete, dass er seine Kinderfotos durchgesehen habe und dabei ein Foto gefunden habe. Er rief seinen Vorgänger nach vorne.
Das Foto stammt aus der gemeinsamen Zeit bei der Katholischen jungen Gemeinde e.V. (KJG) und zeigt wie der junge Markus an den Schultern seines Gruppenleiters Thomas hängt. Das war eine vollkommene Überraschung für diesen, denn er wusste nicht, dass eine solche Aufnahme existiert und nun bekam er das Foto in einem weißen Rahmen und mit einer Schleife überreicht.

Aber nicht nur der Prinz hatte eine Überraschung für den Vorjahresprinzen, sondern auch der neue Prinzenführer Heinz Laufenberg. Er berichtete, dass im Dezember 2023 die Gesellschaft zweitausend Karten mit Weihnachten- und Neujahrsglückwünschen an Besucher*innen an Glühweinständen verteilt hätten. Diese seien mit einem  Glücks-Cent versehen gewesen. Ein Besucher habe nach einem Sparschwein gefragt, um eine Spende zu machen. Kurzerhand sei ein Becher dazu genutzt worden, erzählte Laufenberg. Es sei ein Selbstläufer geworden. „Die Spenden wollten wir aber nicht für die Gesellschaft verwenden“, betonte der Prinzenführer. Nachfolgend habe er ein Gespräch mit Tanja Schmidt, Sprecherin der Kolping Familie, gehabt, die ihm von deren Arbeit berichtet habe. So kam es nun dazu, dass Thomas Büchel als Vertreter der Kolping Familie ein Sparschwein mit den gesammelten Spenden erhielt.

Danach hatte der Sohn des Prinzen, Christian Drescher, die Ehre, die elf Gebote des Prinzen vorzutragen. Die Rolle hielt das Tanzpaar (Lea Schiefer und Jonas Prädel).

Es folgte der Prinzenschlager, interpretiert von Heinz Laufenberg und Christian Otten.

Zum Abschluss erhielten der Festkomitee-Präsident Holger Miebach, der Vorjahresprinz Thomas Büchel und der Bürgervereinsvorsitzende Kaspar Dick die ersten drei Prinzenorden.

Anschließend nahm der engste Hofstaat (Prinz mit Gattin, den Hofdamen und dem Hofnarren) zum ersten Mal seine Plätze in der Prinzenloge ein. Es folgten die Auftritte des Traditionstanzkorps und des Tanzpaares der Prinzengesellschaft.

Das Programm konnte nun mit einer Interpretation des Bläck Fööss-Liedes „Schön dat mer nach zosamme sind“ durch Mario Paulus und Frank Sandmeier starten.

Nach dem Auftritt der Burgwache nutzte der Festkomitee-Präsident Holger Miebach die Kulisse, um fünf Personen zu ehren.

Vor der Pause folgte noch eine Gewissheit: Klaus Büttgen ist zurück auf der Worringer Bühne. Vor der Pandemie war er nach mehreren Jahren Pause schon einmal zurückgekehrt, um die Prinzenschlager von Gerd I., 2013 sowie Stephan I., 1995 in der Jubiläumssitzung der KG Löstige Junge zu singen. Nun präsentierte er an seinem Geburtstag das Lied „Fasteloovend“ mit eigenem Text (Musik: Mamacita von Dieter Bohlen), was für viel Freude sorgte, nachdem zuvor die Rede zwischen Oma (Katharina Boes) und Enkelin (Franziska Schmidt) bei Publikum an diesem Abend gar nicht angekommen war.

Der Präsident des Festkomitees verkündete, dass der übliche Raum für den Pausenempfang nicht zur Verfügung stehe, sondern stattdessen ein Zelt vor dem Vereinshaus aufgebaut worden sei. Auf Nachfrage erklärte Heinz Pesch für den Trägerverein, dass wegen neuer und strengerer Brandschutzbestimmungen eine Nutzung des Raumes im Obergeschoss durch die Berufsfeuerwehr nicht genehmigt worden sei. Pesch versicherte, dass der Raum unverändert sei.

Nach der Pause folgten weitere Programmpunkte bis weit nach Mitternacht. Für die Musikbegleitung sorgten Hans Peter Hemmersbach am Klavier sowie die Kapelle „Confetti“ unter der Leitung von Peter Clemens. Für das Programm zeigte sich Fabian Dittgen mit der Unterstützung von Katharina Euskirchen verantwortlich.


Ehrungen

Katharina Euskirchen erhielt den Verdienstorden des Festkomitees in Silber. Sie ist besser bekannt unter ihren Geburtsnamen Zimmermann.
Sie war als Tanzmariechen der MGV Dänzer mit ihrem Tanzoffizier Florian Meisenberg aktiv. Im Duett mit Frank Sandmeier sang sie 2020 den Prinzenschlager für Prinz Dominik II. und trat auch als Sängerin beziehungsweise als Gesangspartnerin in anderen Kombination auf. Unter anderen eröffnete sie die Karnevalistischen Abende 2019 mit dem Lied „Fastelovend“. Die Melodie wurde von Ralph Siegel komponiert und von
Katja Ebstein mit dem Titel „Theater“ beim Eurovision Song Contest 1980 in Den Haag interpretiert. Heute ist sie Literatin beim Männergesangsverein und unterstützt Fabian Dittgen beim Festkomitee. Euskirchen ist Beisitzerin im Vorstand des Festkomitees.
In der Pandemie setzte sie sich für ein Online-Format ein. So war 2021 Worringens erste Wohnzimmersitzung geboren und 2022 folgte eine zweite Ausgabe.

Jürgen Winters wurde für seine mehr als 25-jährige Mitgliedschaft im Festkomitee ausgezeichnet.
2002 war er Prinz Jürgen I. und hatte den Spitznamen „der Wetterprinz“. Die Wetterlage des Prinzenjahres war durchwachsen, doch zum Rosenmontag gab es Kaiserwetter. Sein Prinzenmotto lautete: „Met Stolz em Hätz un fruhem Kall ben ich für üch Prinz Karneval“.
Mit seinem Amtsantritt als Prinz konnte er schon auf eine 25-jährige Bühnenerfahrung zurückblicken und moderierte später die Sitzungen der KG Änze Kääls. Außerdem ist er der Enkel von Josef Winters, einem Gründungsmitglieder der Gesellschaft.
Er sei jahrelang Vizepräsident des Festkomitees Worringer Karneval gewesen und habe sich zurückziehen wollen, so Festkomitee-Präsident, doch er habe es sich anders überlegt und sei nun der neue Zugleiter geworden.

Andrea Schmitz trat öffentlich als Person kaum in Erscheinung, denn sie war viele Jahre Leiterin des Arbeitskreises Bühne-Deko-Saal des Festkomitees.
Die Leistung von Personen, die im Hintergrund arbeiten, werden erst dann richtig geschätzt, wenn sie ihre Ämter niederlegen. So sei es auch bei Schmitz, erklärte der Festkomitee-Präsident.
Dieses Jahr hätten zwei kräftige Männer nur mit Ach und Krach den Saal entsprechend vorbereiten können.
Schmitz wurde zum Ehrenmitglied des Festkomitees Worringer Karneval ernannt.

Ein unermüdliches Engagement für den Worringer Karneval zeigen der aktuelle Leiter eines in Worringen ansässigen Geldinstituts, Matthias Klehr und sein ehemaliger Vorgesetzter Ralf Lünsmann.
Klehr erhielt den Verdienstorden des Festkomitees in Silber und ist aktuell auch Schriftführer des Trägervereins Worringer Vereinshaus.
Lünsmann war eine Zeitlang dessen Vorsitzender und weil er schon länger aktiv ist, wurde ihm dementsprechend der Verdienstorden des Festkomitees in Gold verliehen.


Impressionen

03. Mai 2024
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