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HMG zeigte das Theaterstück "Medea"

Die Regiearbeit von Evi Amon wurde zum renommierten Berliner Theaterfestival der Jugend eingeladen

Von Hubert Brand

Die Theater-AG der Oberstufe des Heinrich-Mann-Gymnasiums zeigte das Theaterstück „Medea“ zum Thema Ausgrenzung und Rassismus.

Im Original ist „Medea“ eine von Euripides im Jahr 431 vor Christus verfasste Tragödie, die auf der Argonauten-Sage der griechischen Mythologie basiert.

Zur Handlung: Jason will den Thron seines Vaters besteigen, der ihm somit auferlegt, das goldene Vlies (Fell des goldenen Widders) zu beschaffen. Dieses befindet sich in Kolchis, einem sagenhaften Königreich am östlichen Ufer des Schwarzen Meeres, das vom König Aietes regiert wird. Nach Jasons Ankunft in Kolchis kommt es zur Begegnung mit dessen Tochter Medea. Gemeinsam mit ihr gelingt es ihm, das Vlies in Besitz zu nehmen; dabei stirbt der Medeas Bruder und sie folgt Jason in dessen Heimat. Sie schenkt ihm zwei Söhne, wird aber durch üble Nachrede ausgegrenzt. Jason verstößt Medea daraufhin und findet mit der Unterstützung seines Vaters eine neue, jüngere Frau.

Im Originaltext heißt es, Medea habe Rache geübt und den Vater ihres Ex-Mannes, Jasons neue Frau und die beiden Söhne getötet. In der Inszenierung der Theater-AG bleibt offen, ob diese Tötungen tatsächlich stattgefunden haben oder ob es sich um Gerüchte handelt. Auf jeden Fall wird Medea im Stück durch ihr Aktivwerden als erste Feministin bezeichnet.

Nach einem sechswöchigen Schauspieltraining sei der Stoff demokratisch erarbeitet worden, berichtet Lehrerin Evi Amon von der Arbeit mit den 26 Jugendlichen.

Am Anfang des Prozesses habe die Frage gestanden: „Was an diesem uralten Stück könnte mich heute noch beschäftigen?“ So ergaben sich zum Beispiel Themen wie Fremdgehen, Patchwork-Familie, Rassismus, Frauenbild, Frauen und Wut. Einige Mädchen hätten den Wunsch geäußert, dass sie ihre Wut hinausschreien wollten und so sei es auch umgesetzt worden.

Die Inszenierung gliedert sich in zwei Ebenen. Die eine ist das Spiel auf der Bühne; hier kommen auch Elemente des Bewegungstheaters zum Tragen. Die andere Ebene ist die Toneinspielung eines Schüler-Podcasts. Im Podcast wird einerseits die Geschichte erzählt, aber darüber hinaus werden auch einzelne Themen erklärt und es folgte die entsprechende Szene des Stückes. Das Hauptrequisit sind Rettungsdecken mit ihren goldenen und silbernen Seiten.

Es wurde mit der Methode der Mehrfachbesetzung gearbeitet. Dabei tragen alle Jasons und alle Medeas dasselbe Kostüm.

Schulleiter Niels Menge zeigte sich von der Inszenierung begeistert und betonte, er sei tief beeindruckt, wie kritisch und reflektiert die Jugendlichen das Thema umgesetzt hätten. Auch das Publikum stand zu mehrminütigem Beifall auf.

Menge hofft, dass die Nachricht des Stückes sich auch an der Schule verbreitet. So fielen im Stück die Aussagen: „Es ist schwierig aufzustehen und etwas zu sagen“, doch jede/r trage eine Verantwortung.

Zu Recht ist die Produktion beim renommierten Berliner Theaterfestival der Jugend unter die besten acht Produktionen Deutschlands gewählt worden.

08. Mai 2024
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