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Unter freiem Himmel

Das Fehlen der Politik und Verwaltung wird scharf kritisiert

Von Hubert Brand

„Das ist wohl das erste Mal in der siebzigjährigen Geschichte des Bürgervereins Roggendorf/Thenhoven, dass eine Jahreshauptversammlung im Freien stattfindet“, so begrüßte der 1. Vorsitzende Daniel Esch die Gäste.

Rund fünfzig Personen waren der coronabedingten Einladung  auf das Außengelände des Sportplatzes gefolgt.

Der 2. Vorsitzende René Jäger stellte den Rechenschaftsbericht des Vorstandes der vergangenen Jahre vor, wobei sich Standardthemen (Verkehr, Kitas und Schule) heraus kristallisierten. Zweimal war die JHV wegen Corona ausgefallen. In den Jahren 2019 und nun 2022 sei wieder erfolgreich die Putzaktion „Kölle putzmunter“ umgesetzt worden, so Jäger. Vier Seiten belegt der Bürgerverein in den „Worringen Nachrichten“, die vom Bürgerverein Worringen herausgegeben werden. Die drei Ausgaben pro Jahr werden auch im Doppeldorf verteilt.

Im Jahr 2019 wurde der Weihnachtsmarkt erstmals auf zwei Tagen ausgedehnt. Aufgrund der Pandemie gab es 2020 nur einen mobilen Weihnachtsmarkt, der durch alle Straßen zog. 2021 musste auch dieser ausfallen.

2020 wurde zusammen mit der Schützenbruderschaft Sankt Johann Baptist ein Neujahrsempfang veranstaltet. 2021 und 2022 musste der Empfang aus bekannten Gründen ausfallen.

Pro Kalenderjahr versammelte sich der Vorstand zu sechs Sitzungen, entweder in Präsenz oder als Online-Konferenz.

Der Kassierer Franz-Josef Gassen stellte die Kassenberichte vor, wobei er eine Zunahme der Kassenstände vermelden konnte. Der Vorsitzende Daniel Esch erklärte die Steigerung zum einem durch geringere Ausgaben und zum anderen auch durch die Akquise von Spenden. Er ergänzte, dass der Vorstand im nächsten Geschäftsjahr überlegen werde, wie das überschüssige Geld in den Ort investiert werde. Der Kassierer wurde für seine vorbildliche Arbeit gelobt und der Vorstand wurde auf Antrag entlastet.

Bei der anschließenden Neuwahl übernahm Walter Euskirchen die Funktion des Wahlleiters. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt. Außerdem wird der  erweiterte Vorstand künftig durch Frank Bachem und Ralf Mildenberg ergänzt. Auch sie wurden einstimmig gewählt. Daniel Esch kündigte an, dass es für seinen Schwager René Jäger und ihn das letzte Jahr in der ersten Reihe des Bürgervereins sei. Sie seien zehn Jahre an der vordersten Front und wollten nun auch persönlich andere Prioritäten setzen. Der Schritt kommt nicht überraschend, sondern wurde bereits vor einigen Jahren angekündigt. Daraufhin wurde die Arbeitsbelastung im Vorstand stärker verteilt. Esch und Jäger erklärten sich bereit, ihre Nachfolger anfangs zu begleiten und auch punktuelle Aufgaben zu übernehmen.

In der Versammlung folgten Informationen über einzelne Sachthemen wie Stellungnahmen zu Neubaugebieten. So wurde kritisiert, dass beim Bauprojekt „Südlich Baptiststraße“ eine Anbindung an eine Umgebungsstraße fehle, wie es bei den Bauprojekten im Westen der Fall gewesen sei. Auch das Thema Abwasser und die Schulsituation kamen zur Sprache.

Der Verkehr ist ohnehin ein großes Thema im Doppeldorf. So sei die Geschwindigkeit viel zu hoch und die Belastung der Anwohner der Bruchstraße auch durch Schwerlastverkehr zu stark. Zwar gebe der Vorstand, so Esch, kleine Anliegen direkt an die Stadt und die Politik weiter, doch für den Stadtteil werde ein Verkehrskonzept benötigt und dazu wolle er von der Versammlung den Auftrag an den Vorstand haben. Diese folgte dem Anliegen und stimmte einer Erstellung eines Verkehrskonzeptes zu.

Guido Garlip, zuständig für Soziales im Vorstand, stellte die Situation bezüglich Kitas und Grundschule dar. Es gebe eine erhebliche Unterdeckung an Kita-Plätzen und die Schule sei nur deshalb dreizügig, weil Räume für den Ganztag genutzt würden. Lösungsvorschläge wie das Aufstellen von Containern, so ergänzte Esch, würden einfach weggewischt werden. Beim Thema Kitas und Schulen arbeite der Bürgerverein mit dem Nachbarn aus Worringen zusammen.

Eine Bürgerin meldete sich zu Wort und berichtete, dass von den neunzig angemeldeten Erstklässlern zum nächsten Schuljahr bisher erst sechzig eine Platzzusage erhalten hätten.

Ein weiteres Thema der Versammlung war die Flüchtlingsunterkunft und die damit verbundenen Hilfsprojekte.

Eine Bürgerin regte an, den Hoftrödel zentral zu organisieren, denn Anbieter*innen am Rande würden von den Besucher*innen kaum wahrgenommen.

Schließlich war auch die Hausarzt-Situation Thema. Der Vorsitzende berichtete, dass es zwar für kurze Zeit einen Hausarzt gegeben habe, aber die vorhandene Praxis sei zu klein gewesen, so dass er wieder weggezogen sei.

Auf heftige Kritik stieß die fehlende Anwesenheit von Politik und Verwaltung bei der Versammlung. Die Bürger*innen und der Vorstand fühlen sich allein gelassen.

08. Mai 2024
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